Montag, 28. Februar 2011

Häusliche Gewalt an Männern

Autor: Carmen

„Häusliche Gewalt“. Wenn man davon hört, denkt ein Jeder sicherlich erst einmal an Gewaltausübung, ob psychischer oder physischer Art, deren Frauen und Kinder zum Opfer fallen können. Übeltäter ist dann, so stellt man sich es vor, meist der Familienvater, der Lebenspartner der Frau, oder ein anderer nahstehender Mann.
Aber häusliche Gewalt an „Männern“? Das scheint auf den ersten Blick nicht zueinander zu passen, irgendetwas klingt dabei komisch, unvorstellbar, ja sogar beinahe belustigend.
Doch wie einige Studien und Untersuchungen zeigen, ist genau dies der Fall, der in Deutschland und auch in anderen Staaten nicht selten aufzufinden ist. Die Zahlen von häuslicher Gewalt an Männern werden sogar höher eingeschätzt als die, bei denen die Frauen die Opfer sind.
Für die vorliegende Arbeit werden folgende Fragestellungen untersucht:


  • Warum ist denn häusliche Gewalt an Männern allgemein so unbekannt?
  • Warum wird nichts dagegen getan, wenn sie doch so häufig auftritt? Bzw., wieso tun die betroffenen Männer nicht selbst etwas dagegen?
  • Wie sieht die Gewalt aus, die an den betroffen Männern ausgeübt wird?
  • Wie lässt sich solche Gewalt verhindern?
Anhand dieser Leitfragen, möchte ich nun recherchieren, um möglichst aufschlussreiche Antworten zu bekommen, die mir beim Schreiben dieses Essays helfen werden.


Häusliche Gewalt in partnerschaftlichen Beziehungen

Sechzig Prozent der Gewalttaten im häuslichen Bereich gehen von Frauen aus.1 Das ist mehr als die Hälfte. Nur achtzehn sind allein durch Männer verschuldet und zweiundzwanzig von beiden Seiten.
Es gibt viele Befunde, die aussagen, dass ein beträchtlich höherer Anteil von Frauen zu Gewalt im Haushalt greift, als Männer. Es gibt auch viele Grafiken, aus denen zu entnehmen ist, dass mindestens genauso viele Frauen wie Männer gewalttätig werden.
Aufgrund der vielen unterschiedlichen Quellen und Zahlen, stufe ich diese Grafik von G. Amendt, einem Sozialpsychologen, als ein eher extremeres Bespiel ein.

Ein anderer Fakt ist, dass 90 Prozent aller Gewalttaten in der Öffentlichkeit von Männern zu verantworten sind. Außerdem sind Männer in der Regel körperlich aggressiver und sind auch an mehr als zwei Drittel der Morde an einer bekannten Person schuldig. Aufgrund der körperlichen Überlegenheit (in den meisten Fällen) sind auch die Verletzungen, die Männer ihren Opfern zufügen schwerwiegender.
Häusliche Gewalt tritt häufiger vor dem Eheschluss auf, jedoch gravierender nach dem Zerbrechen. Ein Grund dafür könnte sein, dass erstens nicht alle Paare heiraten und es somit eben auch Paare gibt, die sich häufiger körperlich miteinander aussetzen und sich schließlich trennen. Eine Vermutung, weshalb die Gewalt schwerwiegender nach der Heirat ist wäre, dass man sich sicher ist, nicht so einfach von dem Partner verlassen werden zu können. Man sieht den Partner vielleicht schon fast als eine Art Eigentum an, mit dem man umgehen darf, wie man eben möchte.
Der naheliegendste Grund wäre jedoch meiner Meinung nach, dass man sich in einer Ehe vielleicht weniger streitet, da man den Partner samt seiner Fehler und Macken kennt und somit weiß damit umzugehen. Somit ist eine Auseinandersetzung meist von viel höherem emotionalen Wert, persönlicher und folglich um einiges schlimmer, als in einer partnerschaftlichen, nicht ehelichen Beziehung. Demzufolge sind schließlich auch die Gewalthandlungen extremer.
Ein Drittel der Gewaltakte entstehen letztendlich nach Zerbrechen einer Ehe, durch z.B. Racheakte.

Frauen neigen dazu, psychische aggressiver zu sein als Männer. Sie tendieren zu verbaler Gewalt, Racheakten und Aggressivität in „Dating- Beziehungen“. Im Gegensatz zu Männern sind sie gewalttätiger, wenn sie einen hohen Bildungsstand genießen.
Eine Erklärung hierfür ist, dass vor allem in der Gegenwart immer mehr Frauen gebildet sind, einen guten Job haben, emanzipiert sind und demzufolge auch einmal „die Hosen“ in der Beziehung „anhaben wollen“. Die Männer sind vielleicht emotional, sowie finanziell von ihrer Frau abhängig und dies will die Frau auch deutlich machen.
Weshalb Männer aggressiver bei niedrigerem Bildungsstand sind, liegt wahrscheinlich daran, dass dann die Frau zumeist wenig in der Familie zu sagen hast, weil sie in der Regel finanziell abhängig von ihrem Mann ist. Der Mann hat es möglicherweise nicht anders gelernt mit Frauen umzugehen und hat in der Kindheit schon mit Gewalt umgehen müssen.


Ursachen

Die bedeutungsvollste Ursache für Gewalt im häuslichen Bereich generell ist wohl, dass die Familienmitglieder sehr viele Emotionen in die Partnerschaft oder Familie investieren. Auch Zeit und Geld werden geopfert, sodass die Familie zum meist wichtigsten Bestandteil im Leben wird.
Weitere Ursachen können sein:
  • Ungleichheiten der Macht
  • Arbeitslosigkeit
  • Armut
  • Wenn Betroffene selbst unter Gewalt litten/ mit ihr häufiger in Kontakt kamen
  • Äußere Faktoren, wie Stress etc.
  • Kulturbedingt (wie ist die Rolle der Frau?)
  • Niedriges Selbstwertgefühl
  • Eifersucht
  • Antisoziale Persönlichkeit
  • Erlernt in der Kindheit-> sieht keine andere Möglichkeit zur Konfliktlösung

Vermutlich ist der Auslöser von Gewalt ein Zusammenspiel mehrerer Indikatoren. So kann man auf keinen Fall annehmen, dass wenn jemand arm ist, oder ein niedriges Selbstwertgefühl hat o.Ä. , automatisch zur häuslichen Gewalt neigen wird. Es kommt also vieles zusammen und natürlich spielt auch Charakter des Menschen eine entscheidende Rolle.

Gewalt wird aufgeteilt in drei Untergruppen.
Das Macro-Level:
Hier ist die Gewalt situationsbedingt. Das heißt, der Mensch kann beeinflusst werden durch das Umfeld, die Gesellschaft oder den aktuellen Zuständen. Prinzipiell ist er also kein aggressiver Mensch. Nur wenn die Umstände es hervorrufen.
Das Micro- Level:
Die Gewalt ist bezogen auf die Familie. Gibt es Streit oder Unstimmigkeiten innerhalb der Familie, so wird man aufgrund der großen Emotionen, die man mit der eigenen Familie verbindet, aggressiv. Das heißt nicht, dass man in der Öffentlichkeit in ähnlicher Art reagiert. Wie häufig hört man nach einem Familiendrama Außenstehende sagen, „das hätte ich nie gedacht. Er war doch immer so ein netter und sozialer Mensch!“.
Das Level of individual characteristics:
Die Aggressivität ist zurückzuführen auf den Charakter des Menschen. Persönlichkeitsstörungen können eine Ursache sein, aber auch erlernte Eigenschaften in der Kindheit, mit Konflikten umzugehen, oder Gefühle zu kontrollieren.



Arten von Gewalt gegenüber Männern

Grundsätzlich kann man sagen, dass die Gewalt gegenüber Männern im häuslichen Umfeld eher auf verbaler und psychischer Gewalt basiert.
Darunter zählen unter anderem Erpressen, Kontrollzwang, Demütigungen, Beleidigungen, oder psychische Quälerei.
Körperliche Gewalt ist zwar häufig geringfügig, dafür regelmäßig durch zum Beispiel kratzen, beißen, treten usw.
Die körperlichen Defizite der Frauen werden häufig durch Gewaltmittel ausgeglichen, wie Haushaltsgeräte oder sonstige Gegenstände.

Welcher Mann lässt sich denn von seiner Frau schlagen??? Das ist eine Frage, die an der Stelle wohl auftritt.
Männer sind mit der Rolle als Opfer eben unvereinbar. Es kommt einem seltsam vor, hat man ein Bild vor Augen wie eine Frau ihren Mann verprügelt.
Doch warum ist diese Gewalt nur so unbekannt, wenn sie doch so häufig vorkommt? Weshalb reden die betroffenen Männer denn nicht darüber?
Das Schamgefühl lässt es nicht zu. Man hat Angst nicht ernst genommen zu werden, gar ausgelacht und als „Weichei“ bezeichnet zu werden. So gilt das Motto: „Indianerherz kennt keinen Schmerz“, und die Schmerzen werden unterdrückt, gar nicht erst als solche anerkannt und ignoriert.
Ferner sind bestimmte Gewaltformen für Männer ganz normal bis alltäglich. So wird ein böses Wort oder eine Ohrfeige nicht gleich als „Gewalt“ betitelt. „Männer sind robust“, so sollten sie nach unseren Rollenvorstellungen jedenfalls sein. Stark, autoritär und das Oberhaupt der Familie.
Außerdem geben sich die betroffenen Männer auch oft selbst die Schuld. Die Unfehlbarkeit der Mutter spielt hierbei eine große Rolle. Sie wollen trotz allem die Familie zusammenhalten und haben Angst ihre Kinder zu verlieren. Denn, kommt es zu einer Anzeige, behält die Mutter in den meisten Fällen das Sorgerecht.
Ein weiterer Grund, weshalb diese Gewalt so unbekannt ist, ist, dass Außenstehende, die von dem Geschehen mitbekommen, sich nicht einmischen wollen, da sie häusliche Gewalt als Familien-/ oder Privatangelegenheit sehen.

Das Problem liegt demnach also auch in unserer Gesellschaft. Die Rollen die wir den Menschen zuteilen sind so verfestigt, dass wir gar nicht mehr davon loskommen. Obwohl wir längst in einer modernen Gesellschaft leben, kommen wir nicht von diesen Rollenbildern weg.
So denken viele, die von einem geschlagenen Mann erfahren, dass die Frau schon einen guten Grund dafür hatte. Das geht soweit, dass letzten Endes sogar der Mann selbst daran glaubt und sich schuldig fühlt.
Zudem fühlt sich die Gesellschaft verantwortlich, Frauen und Kindern zu helfen und sie zu schützen. Männer sind die „Helfer“ und „Beschützer“. Sie müssen stark genug sein, um sich selbst zu verteidigen. So ist es als Frau um einiges leichter, sich als Opfer zu „outen“ und Hilfe vom Staat zu suchen. Die gibt es in Form von Frauenhäusern und vielen weiteren Institutionen und Organisationen.
Als Mann diesen Schritt in die Öffentlichkeit zu wagen, ist wesentlich schwerer, zudem gibt es auch kaum Zufluchtsorte für sie.

Warum sich die betroffenen Männer nicht wehren, hat wahrscheinlich individuelle Gründe. „Frauen schlägt man nicht“. Dieser Grundsatz befindet sich vermutlich auch noch in vielen Köpfen. Und wenn man es eben doch tut, steht man selbst als Übeltäter da. Wem vor Gericht da mehr geglaubt wird, ist auch klar.

So bleibt vielen eben nichts anderes übrig, als die Gewalt zu ignorieren, sie harmlos zu reden und damit klarzukommen.
Daraus folgen nicht selten Depressionen, ein schwaches Selbstwertgefühl und die Männer sind traumatisiert, was selbst nach einer Trennung ihr weiteres (Liebes-)Leben beeinflusst.
Hilfe für solche Männer gibt es in Deutschland kaum. Das einzige Männerhaus wurde geschlossen und jetzt gibt es nur noch das Gewaltschutzhaus in Ketzin bei Brandenburg, indem sowohl Frauen als auch Männern geholfen wird.
In der Politik hat man das Problem der häuslichen Gewalt gegen Männer noch nicht ganz erkannt. So äußert sich das Bundesfamilienministerium, „das Thema häusliche Gewalt gegen Männer ist keines, was in unserem Haus prioritär bearbeitet wird.“
Diese Aussage beschreibt relativ gut die aktuelle Lage und zeigt auch, dass auf jeden Fall etwas verändert werden muss.

Alice Schwarzer, die wohl bekannteste „Feministin“ in Deutschland, ist berühmt für ihre Anti- Männerhaltung und hat dementsprechend auch ihre Meinung über häusliche Gewalt an Männern. „Ich hatte die Intelligenz, nur Männer zu ohrfeigen, die so gut erzogen und sanft waren, dass sie nie zurückgeohrfeigt haben.“ (…) „Den Frauen wurde der Part von Menschlichkeit und Mitgefühl zugewiesen, Macht und Gewalt waren lange tabu für sie. Darum wurden sie auch zu Spezialistinnen der verdeckten, psychischen Gewalt.“
Diese Zitate zeigen, wie Feminismus auch falsch verstanden werden kann, oder zumindest die Gleichberechtigung von Frauen und Männern.

Fazit


Auf die von mir in der Einleitung aufgeführten Fragestellungen lassen sich nun folgende Antworten schlussfolgernd ableiten:

  1. Warum ist denn häusliche Gewalt an Männern allgemein so unbekannt?
Die betroffenen Männer haben meist Angst von Freunden, oder der allgemeinen Öffentlichkeit ausgelacht zu werden und, dass ihre Männlichkeit angezweifelt werden könnte. Sie schämen sich oft auch vor sich selbst und ignorieren somit die Gewalt.

  1. Warum wird nichts dagegen getan, wenn es doch so häufig auftritt? Bzw., wieso tun die betroffenen Männer nicht selbst etwas dagegen?
Sich selbst zu wehren ist für viele Männer nicht zu verantworten. Frauen schlägt man nicht und die Konsequenzen, dass man selbst zum Gewalttäter wird zu hoch. Die Familie soll mit allen Mitteln zusammengehalten werden und von Außerhalb heißt es nur, man mische sich nicht in Privatangelegenheiten ein. Somit entwickelt sich ein Teufelskreis, da die Politik auch nichts machen kann, wenn es keine konkreten Zahlen von Opfern gibt.

  1. Wie sieht die Gewalt aus, die an den betroffen Männern ausgeübt wird?
Meistens ist die Gewalt von Frauen mehr verbaler und psychischer Art. Ihre körperlichen Defizite gleichen sie oft durch Gewaltmittel aus. Psychische Gewalt wird oft verharmlost, kann jedoch zu mindestens genauso schwerwiegenden Folgen wie körperliche Gewalt führen.

  1. Wie lässt sich solche Gewalt verhindern?
Auf jeden Fall ist mehr öffentliche Aufklärung gefragt. Man muss den Männern die Angst und die Scham nehmen über ihr Schicksal zu sprechen, um somit auch anderen Männern Mut und das Gefühl zu geben nicht alleine zu sein. Außerdem braucht es mehr staatliche Förderung für Hilfsorganisationen und weitere Forschung, um Dunkelziffern aufzuklären. Infolgedessen könnte auch die Politik entsprechende Maßnahmen ergreifen.
Quellen
The social psychology of aggression, 7. Domestic violence
- Schwinthal, Bastian: Weibliche Gewalt in Partnerschaften, Oldenburg 2004
- Hoffmann, Arne: Häusliche Gewalt ist weiblich
- Beck, Peter/Seebacher, Uwe G.: Rambo Frauen, USP Publishing, 2005
- www.youtube.de, Horst. Sein Weg zu uns
- Eva Balzer, Matthias Heitmann: Von der Frauenbewegung zur feministischen Gesellschaft
- Männer-Lifestylemagazin "Men's Health„ (Ausgabe 10/2008, EVT 17.09.2008)
- http://www.svz.de:80/lokales/gadebusch/artikeldetails/article/215/ich-habe-angst-vormeiner-frau.html
- http://www.blick.ch/news/schweiz/wenn-die-frau-zuschlaegt-102711
- Deutsches Ärzteblatt, Ausgabe 07/2004
- Bericht über Gewalt an Männern, Hrsg. Verein vaterverbot.at, 2010
- www.welt.de/daten/2002/02/10/0210vm313450.htx
- http://www.welt.de/print-welt/article319716/Frauen_pruegeln_mehr_als_Maenner.html
- Alice Schwarzer, Emma 1995

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