Montag, 28. Februar 2011

Sexuelle Aggression

Es gibt viele Definitionen von sexueller Aggression, die Juristen verstehen darunter:
§ 177, StGB:
Eine Vergewaltigung bzw. sexuelle Nötigung begeht,
wer eine andere Person
1. mit Gewalt
2. durch Drohung mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben oder
3. unter Ausnutzen einer Lage, in der das Opfer der Einwirkung des Täters schutzlos ausgeliefert ist,
nötigt, sexuelle Handlungen des Täters oder eines Dritten an sich zu dulden oder an dem Täter oder an sich vorzunehmen, (…)“

Doch was ist nun sexuelle Aggression, wie versteht sie jedermann? „Als sexuelle Aggression werden solche Handlungen bezeichnet, die mit dem Ziel ausgeführt werden, eine andere Person gegen ihren Willen zu sexuellen Kontakten zu bringen.“

Das ist wohl die populärste Definition. 

Häusliche Gewalt an Männern

Autor: Carmen

„Häusliche Gewalt“. Wenn man davon hört, denkt ein Jeder sicherlich erst einmal an Gewaltausübung, ob psychischer oder physischer Art, deren Frauen und Kinder zum Opfer fallen können. Übeltäter ist dann, so stellt man sich es vor, meist der Familienvater, der Lebenspartner der Frau, oder ein anderer nahstehender Mann.
Aber häusliche Gewalt an „Männern“? Das scheint auf den ersten Blick nicht zueinander zu passen, irgendetwas klingt dabei komisch, unvorstellbar, ja sogar beinahe belustigend.
Doch wie einige Studien und Untersuchungen zeigen, ist genau dies der Fall, der in Deutschland und auch in anderen Staaten nicht selten aufzufinden ist. Die Zahlen von häuslicher Gewalt an Männern werden sogar höher eingeschätzt als die, bei denen die Frauen die Opfer sind.
Für die vorliegende Arbeit werden folgende Fragestellungen untersucht:

Kindesmisshandlung

Autor: Pablo

Einleitung:
Die Thematik häusliche Gewalt ist sehr weitreichend, weshalb wir uns zwei einzelnen
Themen ausgesucht haben. Ich werde das Thema Kindesmisshandlung bearbeiten.
Das Thema ist gegliedert in drei Unterpunkte.
Körperliche Kindesmisshandlung, sexuelle Kindesmisshandlung und psychische
Kindesmisshandlung. Im folgenden werden ich Ihnen eine Definition, Prävalenz und die
Konsequenzen der jeweiligen Thematik anschaulich darstellen.
Man muss allerdings vorher festhalten, dass die Prävalenzen sich immer auf die aufgeklärten
oder angezeigten Verbrechen beziehen.
Die Dunkelziffer liegt mit angrenzender Sicherheit sehr viel höher.
Das Paradigma der ,,heilen Familie’’ ist immer noch ein schwer antastbares Thema und
Verbrechen werden in diesem Kontext oft ,,totgeschwiegen’’.

Kindesmisshandlung:
Die ersten Betrachtungen dieser Thematik auf medialer Ebene ist auf die frühen Achtziger
Jahre zurückzuführen, als vor allem die Musik sich diesem ,,Tabuthema’’ annahm (Falko,
Suzanne Vega, Aerosmith).
Warum dieses Thema lange nicht behandelt wurde, lässt sich vor allem auf den Grundsatz der
heilen Familie zurückführen und wird deutlich mit dem Zitat von Barbara Krahe
veranschaulicht:
,,People are more likely to be killed, physically assaulted, hit, beat up, slapped, or spanked in
their own homes by other family members of the same familiy.’’
Kinder fallen häufig zum Opfer von Gewalt, denn sie sind das schwächste Bindeglied in der
Familie. Sie sind auf Unterstützung angewiesen und besitzen wenige Möglichkeiten aus dem
Familiengebilde auszubrechen oder sich zur Wehr zu setzen.
Des Weiteren beschreibt die traditionelle, autoritäre Beziehung, dass ,, ein Klaps doch nicht
schaden kann’’ und deswegen eine Arte Legitimierung der physischen Gewalt gegenüber
Kindern gegeben wurde. Natürlich ist es einfach sein Kind mit Gewalt und Verängstigung zu
erziehen, anstatt sich mit ihm auseinanderzusetzen.

Prävalenz von Kindesmisshandlung:
Vorab müssten noch erwähnt werden, dass Vergleiche zwischen den USA und Deutschland
gemacht werden. Hierbei werden signifikante Unterschiede deutlich.Ich habe mich gefragt,
worauf dies zurückzuführen ist.
Ich konnte keine klaren Antworten finden, denken aber, dass dies mit der traditionellen Art
der Familie in den USA zusammenhängt. Des Weiteren spielt die Population einer Stadt oder
einem Dorf eine große Rolle. In Deutschland haben wir eine große Verstädterung. In Amerika
hingegen ist das Leben in einigen Gegenden sehr viel ländlicher und die einzelnen Dörfer sind
von der Außenwelt mehr oder weniger fast abgeschnitten. Zudem findet man leider eine große
Streuung der Jahreszahlen.
In den USA wurden 380 unter 100.000 Kindern körperlich misshandelt (1994) und 12 unter
100.000 starben 1997 an Folgen von Kindesmisshandlung.
Hingegen in ganz Deutschland fielen 2916 (2004) und 2905 (2005) zum Opfer körperlicher
Gewalt. Interessant ist hier, dass wenn man den sexuellen Missbrauch ausschließt Frauen häufiger gewalttätig gegenüber ihrem Kind werden.
Grund hierfür ist die Erziehungsrolle der Mutter. Die Mutter verbringt die meiste Zeit mit
ihrem Kind. Des Weiteren wird dem Vater in dieser Konstellation eine Sonderrolle
zugesprochen. Das Kind freut sich den ganzen Tag auf die Heimkehr des Vaters und versucht
in dieser Zeit die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und das Verhalten den Umständen
anzupassen. Aus entwicklungspsychologischer Sicht ist die Rollenverteilung in der Erziehung
so begründet, leider fehlt weitere Zeit um auf diesen interessanten Punkt einzugehen.
Man kann schlecht Prädiktoren für Kindesmisshandlung finden,
dennoch lassen sich einige Risikofaktoren bestimmen.
Das Sozialwesen in dem Kinder aufwachsen (3.74), die frühe Trennung von Mutter und Kind
(4.08)und wenn die Mutter unter Psychopathie leidet (4.91)1.
Konsequenzen für die Entwicklung eines Kindes sind langfristige Schädigungen des
psychologischen Wohlbefindens , niedriges Selbstbewusstsein, Angstzustände,
selbstzerstörendes Verhalten, schwerer Aufbau zwischenmenschlicher Beziehungen und
Vertrauen.

Sexuelle Kindesmisshandlung:
Um eine Abgrenzung zur physischen Kindesmisshandlung zu finden werden verschiedene
Komponenten die zu sexuellen Kindesmisshandlung zählen, kurz aufgezählt: Anfassen,
Penetration, Exibizionismus, Voyeurismus und Pornographie.
Die Prävalenz stellt ebenfalls wieder einen Vergleich von Deutschland und Amerika dar. In
USA wurden 210 unter 100.000 (1986) und 450 unter 100.000 (1993) Kinder sexuelle
misshandelt. Hingegen in Deutschland waren es 19 unter 100.000 (1999) die misshandelt
wurden. Neuere Daten beschreiben einen kontinuierlichen Verlauf der Verbrechen.
In Deutschland waren es 15.255 (2004) und 13962 (2005) Fälle. Berechnet man wieder die
Prävalenz auf 100.000 Bewohner, erhält man wieder eine Zahl zwischen 19 und 21. Hier ist
wieder ein signifikanter Unterschied zu erkennen, auf diese Problematik wurde oben im
Datenvergleich Kindesmisshandlung schon eingegangen.
Außerdem ist ebenfalls interessant, dass 75 bis 80 % ihren Täter kennen und 80-95 % der
Täter männlich sind.

Hierbei sind wieder einige Risikofaktoren zu erkennen.
Hierbei waren vor allem die Präsenz eines Stiefvaters (3.32), mütterliche
Psychopathie(6.27)und Misshandlung von beeinträchtigten und behinderten Kindern(11.79)
auffällig.
Das Quotenverhältnis von beeinträchtigen und behinderten Kindern ist aufgrund ihres Schutzund
Pflegebedürfnisses so hoch. Kinder sind noch ausgelieferter und der physische Kontakt
eines Schutzbefohlenen kann über Hilfsmaßnahmen gerechtfertigt werden. Des Weiteren
besteht häufig nicht die Möglichkeit sich zu wehren oder andere Maßnahmen gegen die
Misshandlung zu unternehmen. Außerdem spielt der Faktor Zeit,
die ein Schutzbefohlener mit dem Opfer verbringen kann, ebenfalls eine wesentliche Rolle
um intimeren Kontakt zu den Opfern zu suchen.
Konsequenzen der sexuellen Kindesmisshandlung sind sehr weitreichend und beziehen sich
vor allem auch auf die sexuelle Entwicklung des jeweiligen Kindes. Einige werden im
folgenden aufgelistet, traumatische Erlebnise, Depressionen, Einsamkeit, suizidale Gedanken,
PTSD (post traumatic stress disorder), Schlafstörung, Hyperaktivität, Aggressionen und das
Gefühl von Wertlosigkeit.
Das Traumagenic dynamics model (Finkelhor und Browne‘s) beschreibt die sexuelle
Kindesmisshandlung als Schlüsselerlebnis für sexuelle Symptome und Anpassungsprobleme.
Hierbei zeigen Jugendliche und Heranwachsende erhebliche Defizite und
Verhaltensstörungen in ihrer sexuellen Entwicklung.
Sexuelle Voreingenommenheit, frühe sexuelle Erfahrungswerte/frühe Sexualisierung,
verführerisches Verhalten, exzessive Masturbation, Sexspiele in Gruppen, sexualisierte
Sprache, Fokussierung auf Genitalien, sexuelle Opfer für andere (Victimisation), 38 %
Promisk (Kandell-Tachett et al. 1993, Bedeutung; häufig wechselnde Geschlechtspartner).
Außerdem sind sie unfähig intime Beziehungen einzugehen und werden häufiger geschieden.
Des Weiteren fühlen sie sich sexuelle schuldig, was bedeutet, dass sie nach dem
Geschlechtsverkehr an ihre Misshandlung zurückdenken und diese als gerechtfertigt
betrachten.
Zum dem beschreibt eine interessante Studie von Browne und Finkelhor( 1986) einen
Zusammenhang zwischen sexuellen Missbrauch und Prostitution.
Leider fokussieren sich die Studien hauptsächlich auf Frauen.

Dennoch gibt es eine Studie, die ebenfalls die sexuelle Entwicklung und Agressionen
gegenüber ihrem Geschlechtspartner bei Männern untersucht hat.
In der Studie von Krahe, Scheinberger-Olwig und Schütze wurden homosexuelle Männer
bezüglich ihres Sexualverhaltens und ihrer sexuellen Entwicklung befragt.
Hierbei wurden vor allem die Punkte ,,Revictimisation‘‘ und sexuelle Kindesmisshandlung
verglichen. Revictimisation bedeutet sich wieder zum Opfer von sexueller Gewalt oder
sexueller Unterdrückung zu machen.
Es konnte eine Korrelation von .44 gefunden werden.
Wenn Kinder also sexuell missbraucht wurden, dann werden sich auch in späteren
Beziehungen wieder zum Opfer von sexueller Gewalt und sexueller Aggression.

Psychologische Misshandlung:
Als letzten Punkt bearbeite ich das Thema psychologischen Missbrauch.
Es ist wichtig, dass die beiden Arten von Missbrauch, die wir bereits bearbeitet haben auch
Formen von psychologischer Misshandlung sein können, jedoch gibt es ebenfalls Formen des
psychologischen Missbrauchs, die sich von den anderen Arten unterscheiden.
Deswegen versuchen wir eine kurze Abgrenzung über die Definition zu klären.
Zum psychologischen Missbrauch zählen Ausmustern, Entwürdigen, Terrorisieren, Isolieren,
Entsozialisieren, Ausbeutung (durch bspw. Pornographie und Prostitution)
und das Einschränken des physischen Wachstums (durch bspw. Unzureichende Zufuhr von
Lebensmitteln)
Die Prävalenz ist schwer zu bestimmen, weil Überschneidungen zwischen psychischer
Gewalt und den anderen Arten der Misshandlung besteht.
Leider liegen keine auswertbaren Daten für Deutschland in diesem Bereich vor.
Dennoch besitzen wir Daten für die USA. Hier wurden 8 unter 1000 Kinder psychologisch
misshandelt und insgesamt 1.036.000 Millionen im Jahre 1995.
Ein interessantes Experiment wurde in diesem Bereich durchgeführt. Es wurden 1000 Eltern
über eine ,,parent child conflict scale‘‘ befragt, in dem fünf Formen von psychologischer
Aggression vorhanden war.
Leider kreuzten 856 von 1000 mindestens eine Form der psychologischen Aggression an.
Leider war es mir nicht möglich auf diesen Test zurückzugreifen.

Dennoch wäre es interessant, ob die psychologische Misshandlung nicht schon bei
Sanktionsmaßnahmen wie ,,Du hast Hausarrest und darfst die nächsten vier Wochen nicht
mehr raus ‘‘anfängt.
Letztendlich möchte ich Ihnen noch einen kurzen Einblick in die Entwicklung von
Aggressionen die man in der eigenen Kindheit oder in partnerschaftlichen Beziehungen
erlebt hat. Die Entwicklung der Aggressionen beschreibt einen Teufelskreis.
Zum besseren Verständnis möchte ich den ,,Cycle of Violence‘‘ modellieren.
Die verschiedenen Stufen beschreiben die Entwicklung von Gewalt und das Umgehen mit
dem Gewalttäter.
Die ,,Tension Building Stage‘‘ beinhaltet das Ausleben von Aggressionen und Gewalt.
Die ,,Battering Stage‘‘ beschreibt das sich wieder näher kommen und vergessen der Gewalt
und die ,,Honeymoon Stage‘‘ , dass alles wieder gut ist.
Dieser Ansatz könnte sich vor allem auf zwischenmenschliche Beziehungen anwenden lassen,
weil hier anschaulich erklärt wird, warum man sich z.B. nicht von einem gewalttätigen
Partner trennt. Ebenfalls stellt dieser Ansatz einen Erklärungsansatz für Gewalt in Familien
dar. Der ,,cycle of violence‘‘ stütz zum Beispiel Argumente wie ,,Der Papa ist normalerweise
nicht so, er kann auch anders, weiß du noch was er letztens für uns getan hat…..‘‘.

Diskussion:
Abschließend möchte ich noch die Diskussion die wir in unserem Seminar zu dieser Thematik
hatten reflektieren.
Das Thema Kindesmisshandlung ist ein sehr sensibles Thema und verursacht sehr viel
Schaden für die betroffenen Opfer.
Es wurde darauf hingewiesen, dass familiäre Prozesse teilweiße eine gewisse Eigendynamik
annehmen können. Die Familie stellt einen abgetrennten Bereich für Außenstehende dar und
nimmt eine Sonderrolle ein. Die Sonderrolle kann Gewaltopfern zum Verhängnis werden.
Viele Hilferufe werden somit leider unterdrückt, runter gespielt oder unterschätzt.
Des Weiteren haben wir uns über die Entwicklung des Kindes in den letzten zweihundert
Jahren und in anderen Kulturen unterhalten.
Vor zweihundert Jahren war man mit elf oder zwölf Jahren als voller Erwachsener angesehen
und dementsprechend behandelt. Grenzen waren klar mit dem Eintritt in den Beruf oder der
Übernahme von häuslichen Aufgaben bestimmt. Kinder wurden somit wie Erwachsen
behandelt. Betrachtet man andere Kulturen ist dieser Grundsatz ebenfalls gegeben. Vor einem
Kind herrscht ein anderer Respekt.
Wenn sie allerdings als junge Frau angesehen wird, dann werden Verbrechen legitimiert, die
man mit Kindern nicht durchführen könnte. Allerdings möchte ich dies nicht verallgemeinern,
sondern als negatives Beispiel nennen.
Prävantionsmaßnahmen gibt es wenig, weil sich alles im heiligen Kreis der Familie abspielt.
Dennoch gibt es vor allem in letzter Zeit häufiger Fälle, in denen das Jugendamt expliziten
Warnungen von Nachbarn nicht nachgegangen ist und dementsprechend Kinder verhungerten
oder totgeschlagen wurden.
Nicht jede Mitteilung beinhaltet ein Verbrechen, aber dennoch muss das Jugendamt mehr
Ressourcen in den Schutz unserer Kinder stecken.
Zudem wurde die Medienpräsenz und –wirksamkeit deutlich erhöht um auf das Thema
Aufmerksamkeit zu lenken. Vor allem in der Verfolgung von Pädophilen über das Internet
wurde viel investiert.
Abschließend möchte ich noch einen Grundsatz einer Werbestrategie aufgreifen ,,It should
not hurt to be a child’’.

Literaturangabe:
Krahe, Barbara. Social Psychology of Aggression. Kapitel 7, domestic violence & Kapitel 8,
sexual aggressions.
Krahe, Barbara.Sexual Agressions amon Homosexual Mens. Journal of applied social
psychology 2001, 1385-1408.

Aggressionen im öffentlichen Leben


Unter Aggressionen in der Öffentlichkeit lässt sich jede Form von Aggression verstehen, die außerhalb des häuslichen, privaten Rahmens auftritt. Dass heißt es geht um Aggressionen und Gewalt, die zum Beispiel in der Schule, am Arbeitsplatz, oder auf der Straße stattfindet.

Die verschiedenen Formen und Aspekte von Aggressionen in der Öffentlichkeit, die im Folgenden behandelt werden, sind:


  1. Mobbing in der Schule

  2. Belästigung am Arbeitsplatz

  3. Ethnisch und politisch motivierte Gewalt

  4. Gewalt in Gruppen

  5. Mord

  6. Studie: Amokläufer


Mobbing in der Schule


Wenn es um Aggressionen oder Gewalt in der Schule geht, so wird dies als Mobbing bezeichnet. Dabei ist eine Person wiederholt und über einen längeren Zeitraum hinweg negativen Handlungen anderer ausgesetzt. Mobbing kann generell entweder von einer, oder von mehreren Personen zusammen ausgeführt werden.

Seit den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts wird Mobbing wissenschaftlich untersucht. Bezüglich des Alters und des Geschlechts hat man folgendes gefunden: Sind die Kinder, die andere mobben, eher jünger, so wenden sie meistens körperliche Gewalt an, um andere zu ärgern und zu belästigen. Sind die Kinder jedoch etwas älter, so greifen sie andere eher verbal an, die körperliche Gewalt tritt vermehrt in den Hintergrund.

Verallgemeinernd kann man sagen, dass Täter (also Kinder die andere mobben) und Opfer (Kinder, die von anderen gemobbt werden) bestimmte charakteristische Eigenschaften haben: Typische Täter sind körperlich stark, durchsetzungsfähig, dominant und neigen zu aggressivem Verhalten, auch gegenüber den Eltern oder Lehrern. Typische Opfer hingegen sind sozial zurückgezogen, unsicher und körperlich schwächer.

Natürlich erlebt jedes Kind irgendwann ungerechtes Verhalten und wird vielleicht sogar von anderen angegriffen, aber bei Mobbing handelt es sich eben um die Fälle, bei denen Kinder immer wieder den Aggressionen anderer ausgesetzt sind. Hinzu kommt, dass bei diesen Fällen ein starkes Ungleichgewicht der Macht herrscht. Die Opfer von Mobbing sind also wesentlich schwächer als ihre Angreifer. Damit haben die Angreifer nicht all zu viel Gegenwehr zu befürchten und die Angegriffenen haben kaum eine Chance sich zu wehren. Diese Unausgeglichenheit der Machtverhältnisse wird noch verstärkt, wenn ein einzelner von mehreren gleichzeitig angegriffen wird.

Obwohl Mobbing keine kriminelle Handlung ist, sowie manch andere Formen der Aggression, ist es ein Verhalten, dass zu starken negativen Effekten führen kann. Man kann sich vorstellen wie unangenehm es für die Angegriffenen sein muss, immer wieder von anderen belästigt zu werden, auf physische oder psychische Weise.

Doch woher kommen diese Aggressionen? Was könnte der Grund dafür sein, dass bestimmte Kinder wiederholt angreifen? Mögliche Erklärungen sind, dass Kinder, die andere mobben, eine schlechte Beziehung zu ihren Eltern haben, oder dass sie selber Gewalt erlebt haben.

Insgesamt sind ca. 10% aller Schüler von Mobbing betroffen.




Belästigung am Arbeitsplatz


Die Belästigung am Arbeitsplatz ist fast das Gleiche wie Mobbing in der Schule, der Unterschied ist, dass die Belästigung hier zwischen Erwachsenen stattfindet. Definieren lässt sich die Belästigung am Arbeitsplatz als absichtliches Erschweren des Arbeitslebens einer anderen Person. Ebenso wie beim Mobbing in der Schule geht es bei der Belästigung am Arbeitsplatz um Handlungen, die wiederholt und über einen längeren Zeitraum hinweg stattfinden. Und genau wie das Mobbing unter Kindern übt das Mobbing zwischen Erwachsenen oft starke negative Effekte auf die Mobbing-Opfer aus. Körperliche und psychische Probleme können die Folgen sein. Auch wenn es wahrscheinlich nicht immer zu solch schwerwiegenden Folgen kommt, so kann man annehmen, dass der Arbeitsalltag der Opfer von Belästigung nicht gerade angenehm ist.

Neuman und Baron formulierten 1998 drei Komponenten der Belästigung am Arbeitsplatz: Feindseligkeit, Erschweren der Produktivität und Offene Aggression.

Feindseligkeit kann so etwas sein wie das Verbreiten von Gerüchten, oder die Arbeit anderer lächerlich zu machen. Das Erschweren der Produktivität kann verlangsamtes Arbeiten bedeuten, oder schlichtweg, dass sich eine Person keine Mühe gibt bei der Arbeit, die sie leisten soll. Offene Aggressionen sind in diesem Fall Diebstahl persönlicher Dinge, oder das Zerstören von Privateigentum.

Die Belästigung am Arbeitsplatz wird erst seit kurzem untersucht. Dementsprechend gibt es noch nicht viele Studien und Ergebnisse. Dennoch lässt sich sagen, dass zwischen drei und zehn Prozent der Arbeitenden davon betroffen sind. Bezüglich des Geschlechts und der Hierarchie am Arbeitsplatz wurde in den vorliegenden Studien folgendes gefunden: Wenn Männer am Arbeitsplatz belästigt werden, so geschieht dies meistens durch andere Männer. Werden Frauen belästigt, so kann dies entweder von anderen Frauen ausgehen, oder aber von Männern. Bei dieser Form von Belästigung handelt es sich nicht um sexuelle Belästigung, sondern um jegliche andere Formen der Belästigung. Zur sexuellen Belästigung später mehr.

Des Weiteren wurde gefunden, dass sich 37% der Belästigung gegen Untergeordnete richtet. 44% der Belästigung richtet sich gegen Gleichgestellt und nur ein geringer Prozentsatz richtet sich gegen Übergeordnete. Allerdings empfiehlt es sich diese Zahlen kritisch zu betrachten. Addiert man nämlich die Zahlen für Belästigung gegenüber Untergeordneten und Gleichgestellten, so kommt man auf 81%. Dies bedeutet, dass sich 19% der Belästigung am Arbeitsplatz gegen Übergeordnete richte, doch 19% ist mehr als ein „geringer Prozentsatz“. Man kann und sollte sich also fragen, wo die restlichen „Prozente“ bleiben, beziehungsweise, ob die vorliegenden Zahlen korrekt sind.

Insgesamt haben die Untersuchungen zur Belästigung am Arbeitsplatz ergeben, dass Frauen wesentlich stärker unter den Folgen von Belästigung leiden, als Männer.


Was könnten die Ursachen für dieses Verhalten unter Erwachsenen am Arbeitsplatz sein?

Zum einen spielen Kommunikationsprobleme mit Sicherheit eine Rolle. Zum anderen könnte eine schlechtes Arbeitsklima entstanden sein, auf Grund von geringen Führungsqualitäten des Managements. Schaut man auf die prozentuale Verteilung, von wem die Belästigung ausgeht, so findet man, dass sich 37% der Belästigung gegen Untergeordnete richtet, was sicherlich etwas mit Dominanz zu tun hat. Auch Neid oder Missgunst können Gründe für ein schlechtes Arbeitsklima, und damit in Einzelfällen für Belästigung am Arbeitsplatz sein.


Ein Aspekt der Belästigung am Arbeitsplatz ist die Sexuelle Belästigung. Diese Form der Belästigung betrifft meistens Frauen, aber auch Männer sind davor nicht gefeit.

Definieren lässt sich die Sexuelle Belästigung als „Unerwünschtes sexuelles Verhalten, das feindselig, beleidigend oder erniedrigend sein kann.“ Dabei kann man zwei Varianten unterschieden: Die eher abgeschwächte Version der Sexuellen Belästigung ist die unerwünschte sexuelle Aufmerksamkeit, welche in Form von anzüglichen Kommentaren oder Annäherungsversuchen gegen die betroffene Person gerichtet wird. Die stärkere Version ist die sexuelle Nötigung. Dabei werden berufliche Erfolge oder Beförderungen von sexuellen Gefälligkeiten abhängig gemacht.

Laut einer Studie von Fitzgerald (1993) erfährt jede zweite Frau im Laufe ihres Arbeitslebens Sexuelle Belästigung (dies kann sowohl unerwünschte sexuelle Aufmerksamkeit sein, als auch sexuelle Nötigung). Allerdings werden nur wenige dieser Vorfälle berichtet bzw. bei der Polizei gemeldet.


Ethnisch und politisch motivierte Gewalt


Diese Form der Gewalt lässt sich definieren als Art der Aggression, bei der die Gruppenzugehörigkeit einer Person bei anderen Personen aggressive Handlungen auslöst. Leider lässt sich diese Art der Gewalt überall auf der Welt finden. Ethnisch und politisch motivierte Gewalt kann variieren von verbalen Anfeindungen bis hin zu ernsten Formen der Gewalt, wie Körperverletzung oder Mord.


In Untersuchungen zum Zusammenhang von Vorurteilen und Aggressionen wurde die „reverse discrimination“ gefunden, also eine umgekehrte Diskriminierung. Der Versuch dazu war folgender: Anhand der Hautfarbe hat man untersucht bzw. gefunden, dass Weiße, mit starken Vorurteilen gegenüber Schwarzen, in der Öffentlichkeit weniger aggressiv den Schwarzen gegenüber handeln, als Weißen gegenüber. Befinden sie sich allerdings nicht mehr in der Öffentlichkeit, sind sie also unbeobachtet, so dreht sich das Verhalten um, sie handeln ihren Vorurteilen entsprechend. Zu erklären ist dieses Verhalten damit, dass die Weißen, die wissen, dass sie Vorurteile haben, sich in der Öffentlichkeit der sozialen Erwünschtheit und den gesellschaftlichen Normen entsprechend verhalten. Und um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass sie wissen, dass Vorurteile nicht richtig und gerechtfertigt sind, behandeln sie die Schwarzen sogar noch besser als die Weißen.


Nimmt politisch und ethnisch motivierte Gewalt extreme Ausmaße an, so kann es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen wie Krieg oder Terrorismus kommen.

Bezüglich des Kriegs wurden Patriotismus und Nationalismus untersucht und unterschieden. Patriotismus ist der Stolz auf die eigene Nation. Nationalismus hingegen steht für nationale Überlegenheit und das Gefühl, Macht über andere Nationen haben zu können. Zusammen mit den drei folgenden Faktoren kann ein nationalistisches Überlegenheitsgefühl als Risiko für Aggressionen gegenüber anderen Nationen gesehen werden:

1.) Feindschafts-Ideologie: ausgelöst durch anfängliche Ingroup- Outgroup Unterscheidungen, es folgt die Zuschreibung von negativen und stereotypen Eigenschaften der Outgroup

2.) Ideologie der nationalen Sicherheit: ständige Bewertung der Gefährlichkeit des Gegners, Anpassung der eigenen Sicherheit mit dem Ziel, den Gegner zu jedem Preis zu dominieren

3.) Mythos der „guten Gewalt“: Man vertritt eine Weltanschauung, welche die Werte des Krieges begünstigen, wie zum Beispiel Kameradschaft, Loyalität und Nationalstolz


Als terroristische Handlungen bezeichnet man solche, die politische Absichten verfolgen, in der Öffentlichkeit stattfinden und für Einschüchterung sorgen. Meistens werden sie von Gruppen ausgeführt, wobei der Angriff Zivilisten gilt, und nicht den eigentlichen Gegnern des politischen Konflikts. Ziel der terroristischen Gruppe ist es dabei, Aufmerksamkeit zu erhalten und die Autorität des Staates zu schwächen. Außerdem soll demonstriert werden, dass die politischen Führer des angegriffenen Staates nicht in der Lage sind für Sicherheit sorgen zu können. Es gilt also gleichzeitig Angst in der Bevölkerung zu schüren.

Die dabei eingesetzte Gewalt kann als Ergebnis von starker Frustration gesehen werden. 1996 formulierte Baumeister „Terroristen kultivieren eine moralische Überlegenheit gegenüber ihren Opfern, woraus sie die Rechtfertigung für ihre Handlungen ziehen“. Dieser Satz beschreibt sehr einfach formuliert, wie es zu solch aggressiven und gewalttätigen Handlungen kommen kann, die nur schwer, wenn überhaupt, zu begreifen sind.

Nun kann man sich natürlich fragen, wie kommt es überhaupt zu solch einer terroristischen Gruppe?

Friedland stellte zu dieser Fragestellung ein Modell auf, das situative und individuelle Faktoren miteinbezieht:

Man kann sich also vorstellen, dass es eine ursprüngliche große Protestbewegung gibt, die aber auf Grund von Erfolglosigkeit an Mitgliedern verliert. Die Erfolglosigkeit führt zu Ernüchterung und die Gruppe wird immer kleiner. Während die Gruppe an Mitgliedern verliert, wächst der Zusammenhalt zwischen den Personen und die Gruppe festigt sich zunehmend. Mehr und mehr nimmt der Kontakt nach Außen ab, oder geht verloren. Innerhalb der Gruppe werden einzelne gewaltbereite und sehr überzeugte Mitglieder zu Anführern.


Gewalt in Gruppen


Damit sind solche Formen der Gewalt gemeint, die von Gruppen ausgeübt werden. Man kann unterscheiden zwischen 1. Aggressionen beim Sport, 2. dem Randalieren und 3. den Aggressionen bei Gangs, also Aggressionen, die von Gangs ausgeübt werden.


1. Aggressionen beim Sport:


Im Vergleich zu anderen Bereichen des Lebens, ist es beim Sport so, dass Aggressionen toleriert, teilweise sogar notwendig sind, um gute Leistungen zu erbringen. Man kann sich zum Beispiel vorstellen, dass ein gewisses Maß an Aggression notwendig ist, um bei einem Boxkampf als Sieger aus dem Ring zu steigen. Und auch in anderen Wettkampfsituationen ist ein starker Kampfgeist von Vorteil.

Ein Experiment, das zum Verständnis des aggressiven Handelns beim Sport dient, stammt von Arms, Russell und Sandilands (1979):

Versuchspersonen bekamen die Aufgabe sich ein Eishockey Spiel, Wrestling oder eine Schwimmveranstaltung anzuschauen. Anschließend wurde anhand einer anderen Aufgabe das feindliche Verhalten der Versuchspersonen gemessen. Dabei zeigte sich, dass die Zuschauer von Eishockey und Wrestling wesentlich stärkere Feindlichkeit in ihrem Verhalten zeigten, als die Versuchspersonen, die bei einer Schwimmveranstaltung zugeschaut hatten.

Doch natürlich gibt es einen entscheidenden Unterschied der Aggressionen beim Sport. Nämlich, ob die Sportler oder die Fans es sind, die aggressives Verhalten zeigen. In dem anfangs genannten Beispiel ist es der Boxer, also der Sportler selbst, im Falle des Experiments sind es die Fans, die sich entsprechend des angeschauten Sports aggressiv oder feindlich verhalten. Das eine scheint also das andere zu beeinflussen. Besonders deutlich wird diese Tatsache am Beispiel von Football Hooligans. Das sind Zuschauer eines Fußballspiels, die nach dem Ende eines Spiels aggressives und gewaltbereites Verhalten zeigen. Ihr Verhalten kann durch das angeschaute Spiel beeinflusst sein. Allerdings scheint es einen neuen Trend diesbezüglich zu geben: Große Gruppen von Personen kommen ins Stadion, aber nicht etwa, um sich das Fußballspiel anzuschauen, sondern um sich zu prügeln. Damit ist es nicht der Sport, der Aggressionen auslöst, die Sportveranstaltung ist bloß eine Gelegenheit sich zu prügeln.

Im Allgemeinen richtet sich das aggressive Verhalten der Hooligans gegen die Fans der anderen Mannschaft, oder auch gegen die Polizei, sofern diese einschreitet.

Ursachen dieses fehl platzierten Verhaltens können sein: Es wurde ein aggressives Verhalten der Spieler beobachtet, dass sich auf die Zuschauer ausgewirkt hat. Oder eben, dass die Hooligans einfach nur ins Stadion gekommen sind, um eine Schlägerei anzufangen. Handelt es sich um wirkliche Fußballfans, so kann es auch sein, dass sie schlichtweg für ihre eigene Mannschaft eintreten wollen. Mit Sicherheit tragen Alkohol und Frustration zu diesem feindseligen Verhalten bei.


2. Randalieren


Eine weitere Form der kollektiven Gewalt ist das Randalieren. Es wird von einer großen Gruppe ausgeführt und richtet sich gegen andere Personen, oder gegen Eigentum anderer Personen.

Dabei kommt besonders die Deindividuation zum tragen. Das heißt, der Einzelne verliert als Teil der Gruppe sein Gefühl für Verantwortung und Identität. Im Zusammenhang der Gruppe verhält er sich, unabhängig von seinen eigenen Einstellungen, entsprechend den Normen der Gruppe.


3. Gewalt bei Gangs


Gangs sind länger bestehende Gruppen von Gleichaltrigen. Ihre Mitglieder teilen bestimmte Merkmale und innerhalb der Gruppe besteht ein starker Zusammenhalt. Möglicherweise ist eine Gang auch in kriminelle Aktivitäten verwickelt. Meistens setzen sich Gangs aus männlichen Mitgliedern zusammen, aber es gibt auch ausschließlich weibliche Gangs.

Solche Gruppen erheben terretorialen Anspruch, sie haben sozusagen ein „Revier“. Dies kann sich in der Nachbarschaft oder auch in der Schule befinden. Im allgemeinen sind Gangs gut organisiert und haben einen klar definierten Führer. Es ist wichtig zu erwähnen, dass bei Auseinandersetzungen zwischen Gangs ein hohes Potential der Eskalation besteht.

Es gibt einige Vorteile, die durch die Mitgliedschaft in einer Gang entstehen können. In kritischen Situationen zum Beispiel bietet die Mitgliedschaft Schutz. Ist die Gang in kriminelle Aktivitäten entwickelt, so kann auch materieller Profit ein Grund sein, in einer Gang zu sein. Außerdem kann das teilhaben an Prestige ein Grund für die Mitgliedschaft sein.


Mord


Mord stellt die extremste Form von Gewalt dar, beziehungsweise ist ein Mord das Ergebnis von extremer Gewalt.

Gesetzlich unterscheidet man zwischen Mord und Fahrlässiger Tötung. Die Tötung einer anderen Person wird dann als Mord bezeichnet, wenn sie mit Vorsatz, mit Absicht geschieht. Eine Fahrlässige Tötung liegt dann vor, wenn der Tod einer Person das Ergebnis einer vorangegangenen Provokation ist, oder hervorgerufen wurde durch eine strafbare Fahrlässigkeit. Fahrlässige Tötung wird manchmal auch als Totschlag bezeichnet.

Im Jahr 1999 gab es in den USA 15 533 Morde (bezieht sich hier gesetzlich gesehen auf Morde und auf fahrlässige Tötungen). Diese Zahl entspricht einer Opferrate von 5,7 pro 100 000 Einwohner. IN Deutschland ist die Zahl im gleichen Jahr wesentlich niedriger. Sie liegt bei 1,2 pro 100 000 Einwohner.

Im Vergleich dazu noch einige internationale Daten, sie stammen allerdings aus dem Jahr 1997. Alle Zahlen beziehen sich jeweils auf 100 000 Einwohner: Schottland 1,8; Frankreich 1,7; Italien 1,6; Schweden 1,8; Spanien 2,6.

Es gibt gewisse Tendenzen, wo und unter welchen Umständen Morde (beinhaltet wieder Mord und fahrlässige Tötung) eher häufiger geschehen. Dazu gehört, dass in städtischer Umgebung mehr Morde geschehen als auf dem Land. Auch ein starkes Gefälle zwischen Arm und Reich geht mit der Tendenz einer höheren Mordrate einher. Außerdem ist auffällig, dass Männer sowohl als Täter, als auch als Opfer, deutlich überrepräsentiert sind. Statistisch gesehen machen Frauen weniger als 25% der Mordopfer aus.


Es gibt verschiedene Erklärungsansätze für den Grund, einen Mord zu begehen. Als erstes ist es wichtig zu unterscheiden zwischen der Tötung einer bekannten und einer fremden Person.

So kann es zum Beispiel zwischen zwei Bekannten zu einer heftigen Auseinandersetzung kommen. Ist zusätzlich Alkohol im Spiel, so könnte ein Streit im äußersten Fall zu Totschlag führen.

Bei einer unbekannten Person kann man sich vorstellen, dass eventuell eine andere kriminelle Handlung dem Mord vorangegangen ist. Dieser Ablauf, also erst eine kriminelle Handlung, dann ein Mord, machten 1996 in den USA 17% aller Morde/ fahrlässigen Tötungen aus.

Außerdem werden Morde häufig von Personen begangen, die bereits eine kriminelle Geschichte haben.

Lässt man psychische Störungen außer Acht, so sind andere mögliche (wahrscheinliche) Gründe für die Tötung eines anderen Menschen:

  • schlechte soziale Erfahrungen

  • Erleben von Gewalt in der Kindheit

  • niedriges Einkommen, schlechte Bildung

  • Verfügbarkeit von Schusswaffen (direkte Erleichterung)

All diese Faktoren üben besonderen Einfluss auf einen Täter aus, wenn er nur schlecht ausgebildete Fähigkeiten hat, mit negativen Erfahrungen, Vorurteilen und Gefühlen umzugehen.


Studie: Amokläufer


Zur Stabilität des „Amokläufer“-Syndroms“ ist eine kontentanalytische Vergleichsuntersuchung von Pressemitteilungen über deutsche Amokläufer der Dekaden 1980-1989 und 1991-2000.

Bei dieser Studie ist man folgendermaßen vorgegangen: Aus Pressearchiven wurden sämtliche Berichte heraus gesucht, die mit „Amok“ betitelt waren, und bei denen es entweder um homizidale oder homizidal-suizidale Gewalttaten ging. Homizid ist die Tötung einer anderen Person, Suizid ist eine Selbsttötung.

Anschließend wurden diese Fälle den Zeiträumen 1980 bis 1989 und 1991 bis 2000 zugeordnet und miteinander verglichen.

Es die direkt zu Anfang gesagt, dass sich die Amokläufe der beiden Dekaden nur in unwesentlichen Aspekten unterscheiden. In der ersten Dekade gab es 50 Fälle (mit 52 Toten und 107 Verletzten), in der zweiten Dekade waren es 54 Fälle (mit 70 Toten und 124 Verletzten). Tendenziell wurden in der zweiten Dekade öfter Schusswaffen eingesetzt und es waren erstmalig zwei Frauen für einen Amoklauf verantwortlich, alle anderen Amokläufe wurden ausschließlich von Männern verübt. Insgesamt reduzierte sich die Prävalenz (Häufigkeit) von Amokläufen von 1:5,5 Millionen auf 1:8,5 Millionen.

Auf Grund der geringen Prävalenz von Amokläufen, den unterschiedlichen Fallkonstellationen und den wenigen vorliegenden Daten ist es schwierig Faktoren zu finden, die auf Gemeinsamkeiten der Täter hinweisen. Dennoch gibt es einige Auffälligkeiten, die interessant sind:

Bei ca. 50% der Täter liegt eine psychische Erkrankung (Psychose, Warnerkrankung, Depression oder Persönlichkeitsstörung) vor.

Des Weiteren sind ca. 20% der Täter während ihres Amoklaufs intoxikiert, sie haben also mindestens ein Promille.

Ein weiterer Grund dafür, dass es so schwierig ist im Nachhinein aussagekräftige Informationen über Täter oder Tatmotive zu erhalten, ist, dass sich ca. ein Drittel aller Amokläufer nach der Tat suizidiert oder getötet wird.

In den Statistiken von Amokläufen machen Migranten 40% der Täter aus.

Auch wenn es , wie bereits erwähnt, schwierig ist, Eigenschaften zu finden, welche in diesem Kontext gefährlich sind, so wurden folgende Kombinationen von Eigenschaften hervorgehoben:

Passiv/ kontaktscheu/ zurückgezogen, in Verbindung mit Waffennarr, in Verbindung mit impulsiv/ unbeherrscht.

Ein weiterer interessanter Aspekt wurde im Vergleich beider Dekaden entdeckt. In den neunziger Jahren waren Amokläufe sowohl Auslöser, als auch Aufhänger für soziale Diskussionen wie den Leistungsdruck in der Schule und das Sielen von gewalthaltigen Video- und Computerspielen. In den achtziger Jahren dagegen drehten sich öffentliche Diskussionen um das Thema Perversion und Vorwürfe gegen das Gesundheitswesen.


Teil der Studie war auch eine Untersuchung des Zusammenhangs zwischen homizidalen und suizidalen Impulssteuerungsstörungen und einer verringerten Aktivität des Neurotransmitters Serotonin. Es konnte gefunden werden, dass das Abbauprodukt von Serotonin negativ korreliert mit einer höheren Ausprägung krankhafter Persönlichkeitseigenschaften. Es wurden jedoch nur wenige Untersuchungen dazu durchgeführt, sodass dieser Aspekt hier nicht näher beschrieben werden soll.


Insgesamt wurden also bei dieser Vergleichsuntersuchung keine wesentlichen Aspekte zur Unterscheidung der Dekaden 1980 bis 1989 und 1991 bis 2000 gefunden. Dies liegt erstens daran, dass es nicht viele empirische Daten gibt, auf Grund der niedrigen Prävalenz von Amokläufen. Zweitens ist es schwierig diese stark voneinander abweichenden Fallkonstellationen im Nachhinein wahrheitsgetreu zu rekonstruieren, da sich ca. ein Drittel aller Täter selbst tötet oder getötet wird. Somit bleiben Amokläufe extrem seltene und sehr gefährliche Straftaten, die kaum verstanden und verallgemeinert werden können. Es ist schlichtweg nicht möglich einen typischen Täter zu beschreiben, oder typische Auslösefaktoren zu identifizieren.






Drogen und Aggression

Autor: Marry

1. Einführung


Psychoaktive Drogen gibt es viele. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen, legal, illegal, flüssig, in Form von Tabletten, in Form von Pflanzen… die Liste scheint nicht aufzuhören.

Doch was sind überhaupt psychoaktive Drogen? Wie der Name schon impliziert, enthalten solche Drogen Stoffe, die „auf den Geist“ wirken. Praktisch bedeutet dies, dass psychoaktive Stoffe das Verhalten, die Stimmung und die Wahrnehmung des Konsumenten verändern können.

Fast jede der bekanntesten Drogen zählt also zu dieser Klasse, denn wer kennt sie nicht, die Wirkung, die zum Beispiel Alkohol entfaltet, oder die Bilder von LSD-Konsumenten vor allem aus den 1960ern und ´70ern – oder auch Bilder von Heroinabhängigen, die in Bahnhofsklos liegen und nichts mehr spüren.

Mit dem Drogenmilieu in Zusammenhang steht oft starke Kriminalität, nicht zuletzt weil fast alle psychoaktiven Drogen illegal sind, aber auch aus rein wirtschaftlichen Gründen der Konsumenten. Beschaffungskriminalität ist hier ein Wort, welches oft in diesem Zusammenhang fällt, oder auch brutale Kriege zwischen verfeindeten Drogengangs.

Aggression scheint also ein fast schon natürlicher Begleiter des Drogenkonsums. Doch welcher Bereich in der experimentellen Forschung noch kaum ergründet ist, ist der direkte Zusammenhang zwischen dem Drogenkonsum und Aggression. Damit sind keinesfalls Aggressionen aus wirtschaftlichen oder aus sozialen Gründen gemeint, sondern allein die Wirkung der Droge im Gehirn und die Frage, ob die Droge an sich aggressionsfördernd wirkt. Im folgenden Bericht werde ich zuerst die verschiedenen psychoaktiven Drogen klassifizieren, die traditionellen Annahmen über deren aggressive Wirkung darstellen und diese schließlich mit neuen experimentellen Befunden vergleichen.






2. Klassifikation verschiedener psychoaktiver

Drogen


Psychoaktive Drogen werden in verschiedene Kategorien eingeteilt, die zum Verständnis der Funktion und Wirkungsweise der Droge wichtig sind. Die verschiedenen Kategorien sind:

  1. Aufputschmittel (stimulants)

  2. Sedativa (depressants)

  3. Opiate

  4. Halluzinogene

  5. Marihuana und Haschisch


Im Folgenden werde ich auf jede der verschiedenen Klassen kurz eingehen und Beispiele nennen.


2.1 Aufputschmittel

Aufputschmittel erregen das zentrale Nervensystem (ZNS) und erhöhen damit das sogenannte „arousal“, die generelle Erregung des Körpers. Daraus folgt eine erhöhte Wachheit und euphorische Zustände werden ausgelöst. Gleichzeitig wird die Müdigkeit erniedrigt. Verbreitete Drogen sind vor allem Koffein, Nikotin, Kokain und Amphetamine.


2.2 Sedativa

Sedativa sind weit verbreitete, meist chemische Medikamente und Drogen, die das ZNS dämpfen. Meist werden sie verschreiben, um Angstattacken, Schlafstörungen oder Nervosität zu bekämpfen, es handelt sich also um Beruhigungs- und Schlafmittel.

Bekannte Sedativa sind zum Beispiel Alkohol, Barbiturate (Schlafmittel), Antihistaminika (Antiallergikum) und Benzodiazepine (angstlösend, schlaffördernd).




2.3 Opiate

Bei Opiaten handelt es sich um natürliche oder synthetische Drogen, die analgetische Wirkungen haben und beim Konsumenten eine Art Euphorie auslösen. Des Weiteren wirken sie stark schmerzlindernd, hierfür werden sie auch im klinischen Bereich in Extremfällen angewendet.

Beispiele für Opiate sind Morphin, Kodein und, als das bekannteste, Heroin.


2.4 Halluzinogene

Halluzinogene verursachen Störungen der Wahrnehmung, dem Denken und der Stimmung. Oftmals wird auch von Veränderungen der Zeit- und Raumwahrnehmung berichtet sowie von einer erhöhten Sensibilität für Geräusche und andere Sinneswahrnehmungen.

Typische Halluzinogene sind Lysergsäurediethylamid (LSD), Phencyclidin (PCP), Psilocybin (in Pilzen enthalten), MDNA (auch als Ecstasy bekannt) und Mescalin.


2.5 Marihuana und Haschisch

Marihuana und Haschisch werden rauchend konsumiert. Der Wirkstoff Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) ist im Harz der Pflanze enthalten. Bei Marihuana handelt es sich um die getrockneten Blüten der weiblichen Cannabis-Pflanze, während Haschisch aus dem gepressten Harz der Pflanze gewonnen wird.

Die Effekte der Droge variieren subjektiv verschieden. Allgemein werden von erweiterten Geruchssinn, Geschmack und Tastsinnen berichtet, sowie von veränderter Zeitwahrnehmung. Die Hauptwirkung äußert sich allerdings in einem Zufriedenheitsgefühl und Entspannung.




2. Vergleich traditioneller empirischer

Auffassungen mit empirischen Befunden


Im Folgenden werde ich zu jeder Klasse von Drogen die traditionellen, herkömmlichen empirischen Auffassungen, inwiefern die jeweilige Droge Aggressionen auslösen kann, darstellen und diese mit neueren experimentellen Befunden vergleichen.

Die Bedeutung von Drogeneinnahme auf aggressives Verhalten ging in den letzten Jahren unter dem großen Feld der Aggressionsforschung völlig unter. Psychologen interessierten sich häufig für andere Ursachen von Aggression oder waren in dem Glauben, aggressives Verhalten rühre nicht von der Droge an sich, sondern von den Umständen, die der Drogenkonsum mit sich bringt.

Das ist nicht ganz falsch. Drogensüchtige begeben sich teilweise in gefährliches, kriminelles Milieu. Hinzu kommen häufig wachsende finanzielle Probleme so wie Verzweiflung im Hinblick auf die unausweichlich scheinende Sucht. Diese Dinge machen Aggression sehr wahrscheinlich, doch sind sie lediglich Probleme, die aus dem Umfeld der Droge heraus entstehen.

Kaum wissenschaftlich untersucht ist stattdessen die direkte Wirkung der Droge auf das Gehirn und auf aggressives Verhalten. Dafür gibt es leider immer noch wenig experimentelle Evidenz, und diese ist zudem noch methodisch fragwürdig.

Eine oft genutzte traditionelle Herangehensweise an dieses Problem sind einfache Korrelationen zwischen aggressivem Handeln und Drogenkonsum auf Basis von Selbstberichten. Des Weiteren werden oft Telefoninterviews durchgeführt oder Drogenabhängige für eine Weile beobachtet. All diese Untersuchungen sind alles andere als sicher, da sie oft auf einfachen Selbstberichten beruhen. Auch kann man mithilfe dieser Methoden nicht eindeutig sagen, ob die Droge zum Zeitpunkt der Aggression tatsächlich noch wirkt.

Eine neuere Studie zum Thema Drogen-Aggression soll diese Probleme umgehen und valide Messungen erlauben: Der Proband muss hier ein Reaktionszeit-Experiment gegen einen fiktiven „Gegner“ führen, den der Proband allerdings für echt hält. Die Versuchsperson bekommt die Möglichkeit, gegen den Gegner aggressiv vorzugehen, indem sie vor jedem Durchlauf eine bestimmte Intensität von Elektroschocks einstellen kann, die der Gegner nach dem Durchlauf erhält, falls er verliert. Der Proband sieht auch, welche Stärke der Gegner für ihn eingestellt hat bzw. welchen Schock er erhält, falls er verliert. Der Schnellere bekommt also den eingestellten Elektroschock des anderen- je höher die Schocks des Gegners, desto mehr wird der Proband provoziert.

Die Intensität des Schocks, den der Proband abgibt, stellt in diesem Experiment die Stärke der Aggression dar.

Dieses im Vergleich zu den herkömmlichen Methoden sehr valide Experiment soll die bisherigen Annahmen über den Zusammenhang zwischen Drogen und Aggression auf den Prüfstand stellen.


3.1 Aufputschmittel


Traditionelle Annahmen: Aufgrund von dürftiger Forschung wurde bisher angenommen, dass Aufputschmittel Aggressionen fördern. Dies beruht nicht zuletzt auf der Annahme, dass diese Drogen eine generell erhöhte Erregung verursachen, die dann auch zu erhöhter Aktivität und zu einer größeren Wahrscheinlichkeit für aggressives Verhalten führen sollen.

Auch existieren klinische Berichte, die von aggressiven Verhalten von Süchtigen sprechen. Nach einer Studie, in der 13 Mörder untersucht wurden, soll auch hier der Mord mit dem Drogenkonsum in Verbindung stehen. Allerdings waren diese Probanden wahrscheinlich Mehrfach-Konsumenten, nahmen also mehrere Drogen.

Insgesamt sind die Meinungen ziemlich unterschiedlich, manche behaupten auch, Aufputschmittel fördern Aggression nur bei chronischem Konsum oder bei bereits vorliegender Psychose.

Bei Kokain sind sich die Stimmen allerdings etwas stärker einig: Hier soll es keine Verbindung zu aggressivem Verhalten geben.


Experimentelle Befunde: Beim Experiment mit Aufputschmitteln erhielten die Probanden 3 verschiedene Dosen eines Amphetamins, doch wurde kein aggressives Verhalten beim Reaktionszeitversuch festgestellt. Dies lässt an der These, dass erhöhte Erregung mehr Aggression bedeutet, zweifeln

Ein separates Experiment wurde auch mit Kokain durchgeführt, in denen die Probanden 2 verschiedene Dosen bekam (schwach/stark) oder ein Placebo.

Hier zeigte sich, dass Probanden mit der hohen Dosis auf allen Provokationsleveln aggressiver handelten als Placebo-Probanden.


3.2 Sedativa


Traditionelle Annahmen: Traditionell wird Alkohol als potentieller Initiator von Aggression gesehen. Bei Medikamenten ist dies allerdings anders. Hier geht man davon aus, dass Aggressionen eher reduziert werden, da diese Medikamente gemeinhin als Beruhigungsmittel benutzt werden. Dennoch gibt es einige Berichte über antisoziales Verhalten von Benzodiazepin-Patienten. Derlei Befunde werden allerdings häufig von pharmakologischen Unternehmen heruntergespielt.


Experimentelle Befunde: Bei Alkohol ergab das Reaktionszeitexperiment klare Ergebnisse: Probanden reagierten aggressiver unter Alkoholeinfluss als ohne.

Das Experiment wurde allerdings auch mit Benzodiazepinen durchgeführt. Hier erhielten Probanden eine von zwei unterschiedlichen Dosen (10mg/5mg) oder ein Placebo. Hier ergab sich Erstaunliches: 10mg-Probanden verhielten generell aggressiver, und auch 5mg-Probanden waren unter starker Provokation deutlich aggressiver als Placebo-Probanden.



3.3 Opiate


Traditionelle Annahmen: Auch bei Opiaten wird traditionell eher davon ausgegangen, dass diese die Aggression eher senken als steigern, da sie narkotische und entspannende Effekte nach sich ziehen, die den Konsumenten ruhig stellt. Es wird in diesem Zusammenhang eher vermutet, dass Aggressionen aus dem Umfeld der Droge entstehen. Die Beweise hierzu basierten aber auf einfachen Selbstberichten, wohingegen kontrolliertere Studien mit Fragebögen Indizien dafür gefunden haben, dass Opiate eventuell Aggressionen vereinfachen könnten.


Experimentelle Befunde: Versuchsergebnisse sprechen eine ganz andere Sprache als die traditionellen Befunde vermuten lassen. Die Probanden bekamen hier entweder 45 mg Morphin (ein typisches Opiat) oder ein Placebo. Es zeigte sich nicht nur, dass die Morphin-Probanden bei allen Provokationsleveln aggressiver reagierte als Placebo-Probanden, sondern auch, dass sie zudem den Gegner schon attackierten, bevor sie überhaupt die Information bekamen, welches Schocklevel dieser ausgewählt hatte (also wie stark er provozierte).


3.4 Halluzinogene


Traditionelle Annahmen: Auch von Halluzinogenen nimmt man an, dass sie nicht aggressionsfördernd sind. Sie sollen eher psychotische Reaktionen und Selbstmord auslösen und die häufigste „tödliche“ Folge wäre eher Unfalltod als Mord oder ähnliches. Aggressionen sollen eher als Folge einer unkontrollierten Panikreaktion und im Kontext eines „bad trip“ entstehen als durch die Droge selbst.

Bei dem Halluzinogen PCP gibt es allerdings mehr Uneinigkeit, doch auch wieder stellt sich hier das Problem, dass Probanden Mischkonsumenten waren und alle Versuche auf Selbstberichten beruhten.


Experimentelle Befunde: Zum Thema Halluzinogene gibt es keine experimentellen Befunde mithilfe des Reaktionszeitparadigmas.


3.5 Marihuana und Haschisch


Traditionelle Annahmen: Bei Marihuana gab es zu Beginn große Meinungsverschiedenheiten. Früher hatte die Droge das Image als „killer weed“, das eine große Bandbreite aggressiven Verhaltens hervorrufen sollte.

Diese Ansichten änderten sich aber in den 1960ern und 70ern, ab denen man Marihuana eher mit Ruhe, Passivität und Entspannung assoziierte. Auch in der Literatur findet man vornehmlich diese Meinung.


Experimentelle Methoden: Die Probanden erhielten hier eine von 3 verschiedenen Dosen Marihuana (leicht/mittel/stark). Das Ergebnis war verblüffend: Die Probanden mit der starken Dosis verhielten sich sogar weniger aggressiv als die mit der mittleren und leichten Dosis. Tendentiell verhielten sich „starke“ Probanden eher unaggressiv, was die Frage aufwirft, ob Marihuana Aggressionen vielleicht sogar senkt.



3. Zusammenfassung der Ergebnisse


Die experimentellen Befunde haben die traditionellen Annahmen in einigen Thesen bestätigt, andere konnten sie jedoch definitiv widerlegen.

Von der ersten Droge, Aufputschmittel, wurde angenommen, dass sie die Aggression fördert – das wurde experimentell aber nur für Kokain bestätigt und konnte bei Amphetaminen klar widerlegt werden.

Ebenso bestätigt wurde die Annahme, dass Alkohol Aggressionen fördere. Die Vermutung, Sedativa, also Medikamente, würden aggressives Verhalten senken, hat sich jedoch bei Benzodiazepinen als falsch erwiesen.

Auch bei Opiaten sollte man über den Trugschluss „Dämpfende Wirkung aufs ZNS dämpft auch Aggression“ nachdenken, nachdem dort eindeutig erhöhte Aggression nachgewiesen wurde.

Was jedoch wieder vollkommen mit den traditionellen Annahmen übereinstimmt, ist die Erwartung, dass Marihuana keine Aggressionen fördert- die Forschung hat ja sogar ergeben, dass es möglich wäre, dass die Droge Aggressionen senkt!

Einzig Halluzinogene wurden experimentell noch nicht untersucht. Hier bleiben nur die traditionellen Vermutungen bestehen, wonach diese die Aggression nicht fördern.

Um den Überblick zu bewahren, sollen hier die einzelnen Drogen übersichtlich in einer Tabelle dargestellt werden:


Aggressive Drogen

Nicht-aggressive Drogen

Kokain

Amphetamine

Alkohol

Marihuana

Sedativa (Benzodiazepine)


Opiate





4. Ausblick


Die Frage ist nun, was uns dieses neue Wissen über die Effekte auf Aggressionen durch Drogen nützt. Tatsächlich gibt es einige wichtige Folgerungen, die man daraus ziehen kann und teilweise auch muss.

Zum Einen ist es wichtig, noch mehr experimentelle Forschung anzuregen und einzuleiten, da nur diese genaue Beweise für den direkten Zusammenhang zwischen beiden Faktoren liefern kann.

Auch sind bis jetzt einige Bereiche unerforscht, wie zum Beispiel der Effekt von Halluzinogenen oder die Vermutung, Marihuana könnte Aggressionen senken.

Des Weiteren muss man nun mit der Tatsache umgehen, dass psychoaktive Drogen ernste interpersonelle Konsequenzen nach sich ziehen können. Dies muss akzeptiert und auch in der Öffentlichkeit publik gemacht werden.

Am Wichtigsten scheint aber die Entdeckung, dass Benzodiazepine aggressionsfördernd wirken. Dies wird wohl große Auswirkungen auf den Umgang mit diesem Medikament haben, da nun gewiss ist, dass psychopharmakologische Faktoren eine Rolle bei der Erleichterung aggressiven Verhaltens spielen.

Ist es folglich überhaupt moralisch vertretbar, ein solches Medikament zu verschreiben?

Diese Frage ist wohl die dringlichste, die beantwortet werden muss. Denn wer würde wohl gerne Medikamente einnehmen, von denen er weiß, dass sie seine persönlichen Handlungen in entscheidendem Maße verändern? Wie die Pharma-Industrie in Zukunft mit solchen Problemen umgehen wird, wird sich zeigen.


Sonntag, 27. Februar 2011

Situationale Bedingungen

Beim Auftreten von aggressiven Verhalten spielen neben Persönlichkeitsvariablen auch situative Einflüsse eine entscheidende Rolle. Besonders gut erforschte situationale Bedingungen sind die Wirkung von aggressiven Hinweisreizen, Alkohol und Umweltstressoren.

Gliederung:

1. Aggressive Hinweisreize

1.1 Der Waffeneffekt

1.2 Der Primingeffekt von aggressiven Hinweisreizen

2. Die Wirkung von Alkohol

2.1 Hypothesen zum Zusammenhang zwischen Alkohol und Aggression

2.2 Das balancierte Placebodesign

2.3 Moderatorvariablen

2.4 Studie: Alkohol als aggressiver Hinweisreiz

3. Die Wirkung von Umwelt-Stressoren

4. Quellen

1. Aggressive Hinweisreize

Unter aggressive Hinweisreize fallen zum einen Waffen, aber auch alle andere Dinge die eine aggressive Konnotation besitzen, wie zum Beispiel Bilder kämpfender Menschen oder Namen von Schauspielern, die in einem besonders aggressiven Film mitgespielt haben. Allgemein werden aggressive Hinweisreize als Merkmale der Situation definiert, welche die Aufmerksamkeit des Handelnden auf die Möglichkeit einer aggressiven Reaktion lenken. Ein wichtiger Befund in diesem Zusammenhang ist der sogenannte Waffeneffekt, der erstmals von Berkowitz und LePage (1967) nachgewiesen wurde und seitdem auch Eingang in die Alltagspsychologie und in die Populärkultur gefunden hat.

In diesem Simpsons-Video http://www.youtube.com/watch?v=t4dVMbsPQwk&NR=1

, das Homer beim Waffeneinkauf zeigt, wird der Waffeneffekt andeutungsweise dargestellt.

1.2 Der Waffeneffekt

Die Basis der Studie war die Frustrations-Aggressionshypothese von Dollard und Miller, die besagt, dass durch die Blockierung einer zielgerichtete Aktivität bei einer Person Frustration ausgelöst wird. Frustration bedingt aggressives Verhalten zwar nicht, erhöht aber dessen Auftretungswahrscheinlichkeit. Berkowitz und LePage haben sich dementsprechend gefragt, welche Bedingungen gegeben sein müssen, dass auf Frustration Aggression folgt und untersuchten in diesem Zusammenhang die Wirkung von situativen Hinweisreizen. Der Versuch war folgendermaßen aufgebaut: In einem ersten Teil wurden die Versuchsteilnehmer durch eine negative Rückmeldung bzw. der Gabe von Stromschlägen frustriert. Der Grad der Frustration wurde hierbei variiert – ein Teil der Versuchsteilnehmer bekam nur einen einzigen Schock, ein anderer Teil bekam sieben Elektroschocks, was zu einer deutlich stärkeren Frustration führen sollte. Im zweiten Teil des Experiments wurden die Versuchsteilnehmer schließlich aufgefordert, der Person, die ihnen vorher die Stromschläge verabreicht hatte, nun ihrerseits Stromschläge zu erteilen. Dies geschah unter drei verschiedenen Bedingungen: der Anwesendheit einer Waffe (aggressiver Hinweisreiz), der Anwesendheit eines Badmintonschlägers (neutraler Hinweisreiz) und ohne Hinweisreiz. Die Anzahl der verabreichten Stromschläge wurde jeweils gemessen. Als Ergebnis zeigte sich, dass bei Anwesendheit einer Waffe die Versuchsteilnehmer deutlich mehr Stromschläge verabreichten, sich also deutlich aggressiver verhielten. Unter dem Waffeneffekt versteht man folglich, dass Personen, die zuvor einer Frustration ausgesetzt waren, sich in der Gegenwart einer Waffe aggressiver verhalten als in der Gegenwart neutraler Objekte.

Dieses Ergebnis gab Anstoß für viele weitere Studien. So konnten Carlson und Kollegen (1990) den Effekt auch zu geringerem Grad bei Personen in neutraler Stimmungslage, also ohne vorheriger Frustration, nachweisen.

1.3 Der Primingeffekt von aggressiven Hinweisreizen

Ausgehend von verschiedenen Befunden wurde die Hypothese des Primingseffekts von waffenbezogenen Hinweisreizen aufgestellt. Laut dieser Hypothese aktivieren Hinweisreize kognitive Schemata, die ihrerseits aggressive Handlungsoptionen in das Bewusstsein rufen. So könnte durch ein aggressives Prime bei einer Meinungsverschiedenheit eine gewalttätige Lösung für angebrachter gehalten werden. Um die Hypothese des Primingeffekts zu untersuchen führte Anderson 1998 folgendes Reaktionszeitexperiment durch. Den Versuchspersonen wurden Wortpaare präsentiert. Das erste Wort stellte jeweils das Prime dar und war entweder ein Waffenwort (waffenbezogener Hinweisreiz) oder ein Tierwort (neutraler Hinweisreiz). Das zweite Wort hatte entweder eine aggressive Bedeutung oder eine neutrale. Aufgabe der Probanden war es, nachdem sie das erste Wort gelesen hatten, das zweite so schnell wie möglich auszusprechen. Es wurde vorhergesagt, dass in Abhängigkeit davon, ob das erste Wort ein Tierwort oder ein Waffenwort war, sich die Reaktionszeiten für das Aussprechen des zweiten Wortes systematisch unterscheiden müssten. Tatsächlich wurden Wörter mit aggressiver Bedeutung schneller ausgesprochen, wenn sie auf einen waffenbezogenen Prime folgten, als wenn sie auf ein Tierwort folgten. Außerdem hatten waffenbezogene Primes keinen Einfluss auf die Reaktionszeit für neutrale Wörter. Dies kann als ein Beleg dafür dienen, dass waffenbezogene Wörter aggressionsbezogene Schemata aktivieren. Inwieweit sich dies in einer Situation außerhalb des Labors auswirkt, bleibt aber dahin gestellt. Die Effekte der verkürzten Reaktionszeit sind zwar statistisch signifikant, praktisch sind die Unterschiede in der Reaktionszeit jedoch recht gering. So beträgt der Unterschied der Reaktionszeiten bei aggressiven Wörtern, abhängig davon ob ein waffenbezogenen Prime oder ein Tierprime vorangestellt war, gerade zwölf Millisekunden.

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2. Der Zusammenhang zwischen Alkohol und aggressiven Verhalten

Unter Alkoholeinfluss haben Personen eine stärkere Tendenz dazu, aggressives Verhalten zu zeigen, als im nüchternen Zustand. Dies kann durch zahlreiche Befunde untermauert werden.

So wurde laut der Kriminalstatistik 2008 in Deutschland bei jeder dritten aufgeklärten Straftat im Bereich Gewaltkriminalität - darunter fallen Mord, Totschlag, Raub und gravierende Körperverletzungen - Alkoholeinfluss festgestellt. Auch bei anderen Straftaten wie Einbrüchen, Überfälle, häuslicher Gewalt, Gewalt bei Sportereignissen und Vandalismus spielt Alkohol eine große Rolle.

2.1 Hypothesen zum Zusammenhang zwischen Alkohol und Aggression

Durch Experimente konnte gezeigt werden, dass tatsächlich ein Ursache-Wirkungszusammenhang zwischen Alkohol und aggressiven Verhalten vorhanden ist und es wurden verschieden Hypothesen gebildet um die Wirkungsweise des Alkohols zu erklären. Ein Erklärungsansatz betont die pharmakologische Wirkung von Alkohol. So besagt die Disinhibitionshypothese, dass Alkohol direkt auf die Gehirnzentren einwirkt, die aggressives Verhalten kontrollieren. Es wird also ein zunehmender Kontrollverlust und Anstieg von aggressiven Verhalten mit steigendem Alkoholkonsum postuliert. Empirisch lässt sich aber nicht bestätigen, dass Alkoholkonsum unvermeidlich aggressiver macht. Eine plausiblere Hypothese, die ebenfalls die pharmakologische Wirkung betont, ist die Aufmerksamkeitshypothese. Laut ihr wirkt sich Alkoholkonsum nur indirekt auf aggressives Verhalten aus, nämlich durch eine Verringerung der Informationsverarbeitungskapazität. Dies verhindert eine umfassende Einschätzung der Situation; durch eine Art Tunnelblick werden nur noch die hervorstechendsten Hinweisreize wahrgenommen und verarbeitet. Handelt es sich dabei um aggressive Hinweisreize wie zum Beispiel einer Provokation, sollte die Person stärker zu Aggressivität tendieren. Wenn jedoch nicht provokative Hinweisreize stärker hervorstechen, sollte das Gegenteil zutreffen und die Person sich friedlicher verhalten, als sie es im nüchternen Zustand würde. Viele Forschungsergebnisse stehen in Einklang mit dieser These. Ein anderer Erklärungsansatz betont die psychische Wirkung des Alkohols, die mit einem Placeboeffekt vergleichbar ist. Die Erwartungshypothese betont diese psychische Wirkung. Sie erklärt sich die Zunahme von Aggressivität durch die kulturellen und individuellen Erwartungen die hinsichtlich Alkohol herrschen und der Tendenz sich erwartungskonform mit diesen zu verhalten. Da es schließlich allgemein bekannt ist, dass Alkoholkonsum mit Kontrollverlust und erhöhter Impulsivität einhergeht, werden Trinkgelegenheiten als soziale Auszeiten definiert, in denen man selbst keine Verantwortung für sein Tun trägt. Dies begünstigt das Auftreten von Aggression.

2.2 Das balancierte Placebodesign

Verabreichung von Alkohol

Erwartung von Alkohol

Nein

Ja

Nein

Kontrollgruppe

Placebogruppe

Ja

Anti-Placebogruppe

Alkoholgruppe

Abbildung 1: Balanciertes Placebodesign

Eine prototypische Methode um die Gültigkeit der verschiedenen Hypothesen zu prüfen ist das balancierte Placebodesign. Die Probanden werden in vier Gruppen eingeteilt: eine Kontrollgruppe, die keinen Alkohol erhält, eine Placebogruppe, die fälschlicherweise glaubt Alkohol getrunken zu haben, eine Gruppe, die weiß, dass sie Alkohol getrunken hat, sowie eine Anti-Placebogruppe, die nichts von ihrem Alkoholkonsum weiß. Daten aus der Anti-Placebogruppe sind insofern problematisch, da es durch den charakteristischen Eigengeschmack von Alkohol relativ schwer ist den Probanden Alkohol „unterzumogeln“, sodass oft ein Großteil dieser Probandengruppe schließlich Verdacht schöpft und aus dem Experiment ausscheiden muss. Durch den Vergleich des Aggressivität der vier Gruppen untereinander wird die Trennung von erwartungsbedingter und pharmakologischer Wirkung möglich. Eine Metaanalyse von 30 Studien durchgeführt von Bushman und Cooper (1990) kam zu dem Ergebnis, dass der größte Unterschied hinsichtlich Aggression zwischen der Placebogruppe und der Alkoholgruppe besteht. Dies spricht für die pharmakologischen Effekte Alkohol als Hauptursache für Aggression. Der zweitgrößte Unterschied besteht zwischen der Alkohol- und der Kontrollgruppe. Insgesamt kann also davon ausgegangen werden, dass die Kombination von Erwartungen mit pharmakologischen Effekten für die erhöhten Aggressionswerte verantwortlich ist. Erwartungen alleine, genauso wie die physiologische Wirkung alleine, sind unzureichende Erklärungen.

2.3 Moderatorvariablen

Selbstverständlich wird nicht jeder Mensch, der unter Alkoholeinfluss steht, unweigerlich aggressiver und auch die Menge an konsumierten Alkohol kann Aggressivität nicht vorhersagen. Es gibt jedoch Moderatorvariablen, die Aggressivität unter Alkoholeinfluss begünstigen. So kann beispielsweise Provokation eine maßgebliche Rolle spielen, denn im Gegensatz zu nüchternen Personen, reagieren alkoholisierte Personen schon auf geringe Provokationen auf eine aggressive Weise. Auch auf Frustration reagieren alkoholisierte Personen generell aggressiver. Ein weiterer Faktor ist der Abfall an selbstfokussierter Aufmerksamkeit während eines Rausches ,welche zu einem Verhalten führt, das weniger geprägt ist von persönlichen Überzeugungen und Wertvorstellungen als durch Hinweisreize der Situation. Stechen aggressive Hinweisreize hervor, sind aggressive Verhaltensweisen entsprechend wahrscheinlicher.

2.4 Studie: Alkohol als aggressiver Hinweisreiz

2.5

In dem folgenden Primingexperiment zu „Automatic Effects of Alcohol and Aggressive Cues on Aggressive Thoughts and Behaviors” (2010) von Subra, Muller und Kollegen

wurde die Wirkung von Alkohol als aggressiver Hinweisreiz untersucht. Es basiert auf der Theorie, dass durch ein assoziatives Netzwerk die Konzepte „Alkohol“ und „Aggression“ im Gedächtnis eng miteinander verbunden sind, sodass bei der Aktivierung des einen Konzeptes das andere Konzept automatisch mitaktiviert wird. Die enge Verbindung der beiden Konzepte im Gedächtnis erklärt sich durch das häufige gleichzeitige Auftreten im Alltag. Ausgehend von dieser Theorie wurde die Hypothese geprüft, dass Alkohol-bezogenen Hinweisreize – das können zum Beispiel Bierflaschen oder Schnapswerbung sein – automatisch aggressive Gedanken aktivieren. Getestet wurde die Annahme mithilfe einer lexikalischen Entscheidungsaufgabe. Den Versuchsteilnehmern wurden eine Reihe von Wörter mit aggressiver vs. nicht-aggressiver Bedeutung oder Nicht-Wörter präsentiert und sie mussten jeweils entscheiden, ob es sich um ein existierendes Wort handelte oder nicht. Vor jedem Wort wurde für eine Zeitspanne von 200 ms, also so kurz, dass es außerhalb der bewussten Wahrnehmung der Probanden lag, ein Foto präsentiert. Dieses Foto diente als Prime und bildete entweder Flaschen alkoholischer Getränke, Flaschen nicht alkoholischer Gertränke oder Waffen ab. Gemessen wurde dann die Zeit, welche die Probanden für die Entscheidung Wort oder Nicht-Wort benötigten. Es wurde vorausgesagt, dass die Teilnehmer nach der Präsentation eines alkoholischen bzw. aggressiven Primes schneller auf aggressive Wörter reagieren würden als nach der Präsentation eines nicht-aggressiven Primes. Tatsächlich ergaben sich entsprechende Interaktionen zwischen Primeart und Wortart, wobei die Reaktionszeitunterschiede zwischen Alkohol- und Aggressionsprime nicht signifikant waren. Dies legt neben einer engen Verknüpfung der zwei Konzepte auch nahe, dass Alkohol und Waffen die Zugänglichkeit aggressiver Gedanken zu gleichen Maßen erhöhen. Laut diesem Experiment könnte Alkohol also einen aggressionssteigernden Einfluss haben, ohne das man es trinkt. Jedoch muss dabei berücksichtigt werden, dass die Reaktionszeiteffekte so klein sind – im Millisekunden Bereich –, dass im Alltag keine Konsequenzen durch die Exposition von alkoholischen Hinweisreizen zu erwarten sind.

3. Die Wirkung von Umwelt-Stressoren

Umwelt-Stressoren, die einen Einfluss auf aggressives Verhalten haben sind Gedränge, Lärm und Gestank. Den Einfluss, den sie auswirken, ist jedoch begrenzt; sie haben lediglich eine Verstärkerfunktion, das heißt sie können schon vorhandene aggressive Handlungstendenzen verstärken, nicht aber völlig neu generieren. Diese Verstärkung geschieht durch den Anstieg von negativen Arousal, den die Umwelt-Stressoren bedingen.

Untersuchungen legen nahe, dass die Wahrnehmung von Gedränge äußerst subjektiv ist und es sich von Person zu Person unterscheidet, ab wann Platzmangel zu einem Gefühl der Enge führt. Außerdem muss Gedränge nicht zwangsläufig als unangenehm empfunden werden, sondern kann, abhängig von der Umgebung, auch als positives Zeichen der Belebtheit eines Ortes wahrgenommen werden. Somit kann im Einzelfall schwer vorhergesagt werden, ob sich die Wahrscheinlichkeit von Aggression durch Gedränge wirklich erhöht. Es gibt jedoch Bedingungen unter welchen eine Verstärkerfunktion besonders wahrscheinlich wird; darunter fallen Gefängnisse oder eine eingeengte familiäre Wohnsituationen.

Lärm kann auch nur unter Einschränkungen als Aggressionsverstärker dienen; nämlich dann, wenn er als etwas Unkontrollierbares empfunden wird, dem man schutzlos ausgeliefert ist.

4. Quellen

Berkowitz L., LePage A. (1967). Weapons as aggression-eliciting Stimuli. Journal of Personality and Social Psychology, 7 (2), 202-207.

Bundesministerium des Innern. Polizeiliche Kriminalstatistik 2008, Bundesrepublik Deutschland.

Krahé B. (2001). The Social Psychology of Aggression. Hove, UK: Psychology Press.

Subra B., Muller D., Begue L., Bushman B.J., Delmas F. (2010). Automatic Effects of Alcohol and Aggressive Cues on Aggressive Thoughts and Behaviors. Personality and Social Psychology Bulletin, 36 (8), 1052-1057.