Montag, 28. Februar 2011

Aggressionen im öffentlichen Leben


Unter Aggressionen in der Öffentlichkeit lässt sich jede Form von Aggression verstehen, die außerhalb des häuslichen, privaten Rahmens auftritt. Dass heißt es geht um Aggressionen und Gewalt, die zum Beispiel in der Schule, am Arbeitsplatz, oder auf der Straße stattfindet.

Die verschiedenen Formen und Aspekte von Aggressionen in der Öffentlichkeit, die im Folgenden behandelt werden, sind:


  1. Mobbing in der Schule

  2. Belästigung am Arbeitsplatz

  3. Ethnisch und politisch motivierte Gewalt

  4. Gewalt in Gruppen

  5. Mord

  6. Studie: Amokläufer


Mobbing in der Schule


Wenn es um Aggressionen oder Gewalt in der Schule geht, so wird dies als Mobbing bezeichnet. Dabei ist eine Person wiederholt und über einen längeren Zeitraum hinweg negativen Handlungen anderer ausgesetzt. Mobbing kann generell entweder von einer, oder von mehreren Personen zusammen ausgeführt werden.

Seit den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts wird Mobbing wissenschaftlich untersucht. Bezüglich des Alters und des Geschlechts hat man folgendes gefunden: Sind die Kinder, die andere mobben, eher jünger, so wenden sie meistens körperliche Gewalt an, um andere zu ärgern und zu belästigen. Sind die Kinder jedoch etwas älter, so greifen sie andere eher verbal an, die körperliche Gewalt tritt vermehrt in den Hintergrund.

Verallgemeinernd kann man sagen, dass Täter (also Kinder die andere mobben) und Opfer (Kinder, die von anderen gemobbt werden) bestimmte charakteristische Eigenschaften haben: Typische Täter sind körperlich stark, durchsetzungsfähig, dominant und neigen zu aggressivem Verhalten, auch gegenüber den Eltern oder Lehrern. Typische Opfer hingegen sind sozial zurückgezogen, unsicher und körperlich schwächer.

Natürlich erlebt jedes Kind irgendwann ungerechtes Verhalten und wird vielleicht sogar von anderen angegriffen, aber bei Mobbing handelt es sich eben um die Fälle, bei denen Kinder immer wieder den Aggressionen anderer ausgesetzt sind. Hinzu kommt, dass bei diesen Fällen ein starkes Ungleichgewicht der Macht herrscht. Die Opfer von Mobbing sind also wesentlich schwächer als ihre Angreifer. Damit haben die Angreifer nicht all zu viel Gegenwehr zu befürchten und die Angegriffenen haben kaum eine Chance sich zu wehren. Diese Unausgeglichenheit der Machtverhältnisse wird noch verstärkt, wenn ein einzelner von mehreren gleichzeitig angegriffen wird.

Obwohl Mobbing keine kriminelle Handlung ist, sowie manch andere Formen der Aggression, ist es ein Verhalten, dass zu starken negativen Effekten führen kann. Man kann sich vorstellen wie unangenehm es für die Angegriffenen sein muss, immer wieder von anderen belästigt zu werden, auf physische oder psychische Weise.

Doch woher kommen diese Aggressionen? Was könnte der Grund dafür sein, dass bestimmte Kinder wiederholt angreifen? Mögliche Erklärungen sind, dass Kinder, die andere mobben, eine schlechte Beziehung zu ihren Eltern haben, oder dass sie selber Gewalt erlebt haben.

Insgesamt sind ca. 10% aller Schüler von Mobbing betroffen.




Belästigung am Arbeitsplatz


Die Belästigung am Arbeitsplatz ist fast das Gleiche wie Mobbing in der Schule, der Unterschied ist, dass die Belästigung hier zwischen Erwachsenen stattfindet. Definieren lässt sich die Belästigung am Arbeitsplatz als absichtliches Erschweren des Arbeitslebens einer anderen Person. Ebenso wie beim Mobbing in der Schule geht es bei der Belästigung am Arbeitsplatz um Handlungen, die wiederholt und über einen längeren Zeitraum hinweg stattfinden. Und genau wie das Mobbing unter Kindern übt das Mobbing zwischen Erwachsenen oft starke negative Effekte auf die Mobbing-Opfer aus. Körperliche und psychische Probleme können die Folgen sein. Auch wenn es wahrscheinlich nicht immer zu solch schwerwiegenden Folgen kommt, so kann man annehmen, dass der Arbeitsalltag der Opfer von Belästigung nicht gerade angenehm ist.

Neuman und Baron formulierten 1998 drei Komponenten der Belästigung am Arbeitsplatz: Feindseligkeit, Erschweren der Produktivität und Offene Aggression.

Feindseligkeit kann so etwas sein wie das Verbreiten von Gerüchten, oder die Arbeit anderer lächerlich zu machen. Das Erschweren der Produktivität kann verlangsamtes Arbeiten bedeuten, oder schlichtweg, dass sich eine Person keine Mühe gibt bei der Arbeit, die sie leisten soll. Offene Aggressionen sind in diesem Fall Diebstahl persönlicher Dinge, oder das Zerstören von Privateigentum.

Die Belästigung am Arbeitsplatz wird erst seit kurzem untersucht. Dementsprechend gibt es noch nicht viele Studien und Ergebnisse. Dennoch lässt sich sagen, dass zwischen drei und zehn Prozent der Arbeitenden davon betroffen sind. Bezüglich des Geschlechts und der Hierarchie am Arbeitsplatz wurde in den vorliegenden Studien folgendes gefunden: Wenn Männer am Arbeitsplatz belästigt werden, so geschieht dies meistens durch andere Männer. Werden Frauen belästigt, so kann dies entweder von anderen Frauen ausgehen, oder aber von Männern. Bei dieser Form von Belästigung handelt es sich nicht um sexuelle Belästigung, sondern um jegliche andere Formen der Belästigung. Zur sexuellen Belästigung später mehr.

Des Weiteren wurde gefunden, dass sich 37% der Belästigung gegen Untergeordnete richtet. 44% der Belästigung richtet sich gegen Gleichgestellt und nur ein geringer Prozentsatz richtet sich gegen Übergeordnete. Allerdings empfiehlt es sich diese Zahlen kritisch zu betrachten. Addiert man nämlich die Zahlen für Belästigung gegenüber Untergeordneten und Gleichgestellten, so kommt man auf 81%. Dies bedeutet, dass sich 19% der Belästigung am Arbeitsplatz gegen Übergeordnete richte, doch 19% ist mehr als ein „geringer Prozentsatz“. Man kann und sollte sich also fragen, wo die restlichen „Prozente“ bleiben, beziehungsweise, ob die vorliegenden Zahlen korrekt sind.

Insgesamt haben die Untersuchungen zur Belästigung am Arbeitsplatz ergeben, dass Frauen wesentlich stärker unter den Folgen von Belästigung leiden, als Männer.


Was könnten die Ursachen für dieses Verhalten unter Erwachsenen am Arbeitsplatz sein?

Zum einen spielen Kommunikationsprobleme mit Sicherheit eine Rolle. Zum anderen könnte eine schlechtes Arbeitsklima entstanden sein, auf Grund von geringen Führungsqualitäten des Managements. Schaut man auf die prozentuale Verteilung, von wem die Belästigung ausgeht, so findet man, dass sich 37% der Belästigung gegen Untergeordnete richtet, was sicherlich etwas mit Dominanz zu tun hat. Auch Neid oder Missgunst können Gründe für ein schlechtes Arbeitsklima, und damit in Einzelfällen für Belästigung am Arbeitsplatz sein.


Ein Aspekt der Belästigung am Arbeitsplatz ist die Sexuelle Belästigung. Diese Form der Belästigung betrifft meistens Frauen, aber auch Männer sind davor nicht gefeit.

Definieren lässt sich die Sexuelle Belästigung als „Unerwünschtes sexuelles Verhalten, das feindselig, beleidigend oder erniedrigend sein kann.“ Dabei kann man zwei Varianten unterschieden: Die eher abgeschwächte Version der Sexuellen Belästigung ist die unerwünschte sexuelle Aufmerksamkeit, welche in Form von anzüglichen Kommentaren oder Annäherungsversuchen gegen die betroffene Person gerichtet wird. Die stärkere Version ist die sexuelle Nötigung. Dabei werden berufliche Erfolge oder Beförderungen von sexuellen Gefälligkeiten abhängig gemacht.

Laut einer Studie von Fitzgerald (1993) erfährt jede zweite Frau im Laufe ihres Arbeitslebens Sexuelle Belästigung (dies kann sowohl unerwünschte sexuelle Aufmerksamkeit sein, als auch sexuelle Nötigung). Allerdings werden nur wenige dieser Vorfälle berichtet bzw. bei der Polizei gemeldet.


Ethnisch und politisch motivierte Gewalt


Diese Form der Gewalt lässt sich definieren als Art der Aggression, bei der die Gruppenzugehörigkeit einer Person bei anderen Personen aggressive Handlungen auslöst. Leider lässt sich diese Art der Gewalt überall auf der Welt finden. Ethnisch und politisch motivierte Gewalt kann variieren von verbalen Anfeindungen bis hin zu ernsten Formen der Gewalt, wie Körperverletzung oder Mord.


In Untersuchungen zum Zusammenhang von Vorurteilen und Aggressionen wurde die „reverse discrimination“ gefunden, also eine umgekehrte Diskriminierung. Der Versuch dazu war folgender: Anhand der Hautfarbe hat man untersucht bzw. gefunden, dass Weiße, mit starken Vorurteilen gegenüber Schwarzen, in der Öffentlichkeit weniger aggressiv den Schwarzen gegenüber handeln, als Weißen gegenüber. Befinden sie sich allerdings nicht mehr in der Öffentlichkeit, sind sie also unbeobachtet, so dreht sich das Verhalten um, sie handeln ihren Vorurteilen entsprechend. Zu erklären ist dieses Verhalten damit, dass die Weißen, die wissen, dass sie Vorurteile haben, sich in der Öffentlichkeit der sozialen Erwünschtheit und den gesellschaftlichen Normen entsprechend verhalten. Und um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass sie wissen, dass Vorurteile nicht richtig und gerechtfertigt sind, behandeln sie die Schwarzen sogar noch besser als die Weißen.


Nimmt politisch und ethnisch motivierte Gewalt extreme Ausmaße an, so kann es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen wie Krieg oder Terrorismus kommen.

Bezüglich des Kriegs wurden Patriotismus und Nationalismus untersucht und unterschieden. Patriotismus ist der Stolz auf die eigene Nation. Nationalismus hingegen steht für nationale Überlegenheit und das Gefühl, Macht über andere Nationen haben zu können. Zusammen mit den drei folgenden Faktoren kann ein nationalistisches Überlegenheitsgefühl als Risiko für Aggressionen gegenüber anderen Nationen gesehen werden:

1.) Feindschafts-Ideologie: ausgelöst durch anfängliche Ingroup- Outgroup Unterscheidungen, es folgt die Zuschreibung von negativen und stereotypen Eigenschaften der Outgroup

2.) Ideologie der nationalen Sicherheit: ständige Bewertung der Gefährlichkeit des Gegners, Anpassung der eigenen Sicherheit mit dem Ziel, den Gegner zu jedem Preis zu dominieren

3.) Mythos der „guten Gewalt“: Man vertritt eine Weltanschauung, welche die Werte des Krieges begünstigen, wie zum Beispiel Kameradschaft, Loyalität und Nationalstolz


Als terroristische Handlungen bezeichnet man solche, die politische Absichten verfolgen, in der Öffentlichkeit stattfinden und für Einschüchterung sorgen. Meistens werden sie von Gruppen ausgeführt, wobei der Angriff Zivilisten gilt, und nicht den eigentlichen Gegnern des politischen Konflikts. Ziel der terroristischen Gruppe ist es dabei, Aufmerksamkeit zu erhalten und die Autorität des Staates zu schwächen. Außerdem soll demonstriert werden, dass die politischen Führer des angegriffenen Staates nicht in der Lage sind für Sicherheit sorgen zu können. Es gilt also gleichzeitig Angst in der Bevölkerung zu schüren.

Die dabei eingesetzte Gewalt kann als Ergebnis von starker Frustration gesehen werden. 1996 formulierte Baumeister „Terroristen kultivieren eine moralische Überlegenheit gegenüber ihren Opfern, woraus sie die Rechtfertigung für ihre Handlungen ziehen“. Dieser Satz beschreibt sehr einfach formuliert, wie es zu solch aggressiven und gewalttätigen Handlungen kommen kann, die nur schwer, wenn überhaupt, zu begreifen sind.

Nun kann man sich natürlich fragen, wie kommt es überhaupt zu solch einer terroristischen Gruppe?

Friedland stellte zu dieser Fragestellung ein Modell auf, das situative und individuelle Faktoren miteinbezieht:

Man kann sich also vorstellen, dass es eine ursprüngliche große Protestbewegung gibt, die aber auf Grund von Erfolglosigkeit an Mitgliedern verliert. Die Erfolglosigkeit führt zu Ernüchterung und die Gruppe wird immer kleiner. Während die Gruppe an Mitgliedern verliert, wächst der Zusammenhalt zwischen den Personen und die Gruppe festigt sich zunehmend. Mehr und mehr nimmt der Kontakt nach Außen ab, oder geht verloren. Innerhalb der Gruppe werden einzelne gewaltbereite und sehr überzeugte Mitglieder zu Anführern.


Gewalt in Gruppen


Damit sind solche Formen der Gewalt gemeint, die von Gruppen ausgeübt werden. Man kann unterscheiden zwischen 1. Aggressionen beim Sport, 2. dem Randalieren und 3. den Aggressionen bei Gangs, also Aggressionen, die von Gangs ausgeübt werden.


1. Aggressionen beim Sport:


Im Vergleich zu anderen Bereichen des Lebens, ist es beim Sport so, dass Aggressionen toleriert, teilweise sogar notwendig sind, um gute Leistungen zu erbringen. Man kann sich zum Beispiel vorstellen, dass ein gewisses Maß an Aggression notwendig ist, um bei einem Boxkampf als Sieger aus dem Ring zu steigen. Und auch in anderen Wettkampfsituationen ist ein starker Kampfgeist von Vorteil.

Ein Experiment, das zum Verständnis des aggressiven Handelns beim Sport dient, stammt von Arms, Russell und Sandilands (1979):

Versuchspersonen bekamen die Aufgabe sich ein Eishockey Spiel, Wrestling oder eine Schwimmveranstaltung anzuschauen. Anschließend wurde anhand einer anderen Aufgabe das feindliche Verhalten der Versuchspersonen gemessen. Dabei zeigte sich, dass die Zuschauer von Eishockey und Wrestling wesentlich stärkere Feindlichkeit in ihrem Verhalten zeigten, als die Versuchspersonen, die bei einer Schwimmveranstaltung zugeschaut hatten.

Doch natürlich gibt es einen entscheidenden Unterschied der Aggressionen beim Sport. Nämlich, ob die Sportler oder die Fans es sind, die aggressives Verhalten zeigen. In dem anfangs genannten Beispiel ist es der Boxer, also der Sportler selbst, im Falle des Experiments sind es die Fans, die sich entsprechend des angeschauten Sports aggressiv oder feindlich verhalten. Das eine scheint also das andere zu beeinflussen. Besonders deutlich wird diese Tatsache am Beispiel von Football Hooligans. Das sind Zuschauer eines Fußballspiels, die nach dem Ende eines Spiels aggressives und gewaltbereites Verhalten zeigen. Ihr Verhalten kann durch das angeschaute Spiel beeinflusst sein. Allerdings scheint es einen neuen Trend diesbezüglich zu geben: Große Gruppen von Personen kommen ins Stadion, aber nicht etwa, um sich das Fußballspiel anzuschauen, sondern um sich zu prügeln. Damit ist es nicht der Sport, der Aggressionen auslöst, die Sportveranstaltung ist bloß eine Gelegenheit sich zu prügeln.

Im Allgemeinen richtet sich das aggressive Verhalten der Hooligans gegen die Fans der anderen Mannschaft, oder auch gegen die Polizei, sofern diese einschreitet.

Ursachen dieses fehl platzierten Verhaltens können sein: Es wurde ein aggressives Verhalten der Spieler beobachtet, dass sich auf die Zuschauer ausgewirkt hat. Oder eben, dass die Hooligans einfach nur ins Stadion gekommen sind, um eine Schlägerei anzufangen. Handelt es sich um wirkliche Fußballfans, so kann es auch sein, dass sie schlichtweg für ihre eigene Mannschaft eintreten wollen. Mit Sicherheit tragen Alkohol und Frustration zu diesem feindseligen Verhalten bei.


2. Randalieren


Eine weitere Form der kollektiven Gewalt ist das Randalieren. Es wird von einer großen Gruppe ausgeführt und richtet sich gegen andere Personen, oder gegen Eigentum anderer Personen.

Dabei kommt besonders die Deindividuation zum tragen. Das heißt, der Einzelne verliert als Teil der Gruppe sein Gefühl für Verantwortung und Identität. Im Zusammenhang der Gruppe verhält er sich, unabhängig von seinen eigenen Einstellungen, entsprechend den Normen der Gruppe.


3. Gewalt bei Gangs


Gangs sind länger bestehende Gruppen von Gleichaltrigen. Ihre Mitglieder teilen bestimmte Merkmale und innerhalb der Gruppe besteht ein starker Zusammenhalt. Möglicherweise ist eine Gang auch in kriminelle Aktivitäten verwickelt. Meistens setzen sich Gangs aus männlichen Mitgliedern zusammen, aber es gibt auch ausschließlich weibliche Gangs.

Solche Gruppen erheben terretorialen Anspruch, sie haben sozusagen ein „Revier“. Dies kann sich in der Nachbarschaft oder auch in der Schule befinden. Im allgemeinen sind Gangs gut organisiert und haben einen klar definierten Führer. Es ist wichtig zu erwähnen, dass bei Auseinandersetzungen zwischen Gangs ein hohes Potential der Eskalation besteht.

Es gibt einige Vorteile, die durch die Mitgliedschaft in einer Gang entstehen können. In kritischen Situationen zum Beispiel bietet die Mitgliedschaft Schutz. Ist die Gang in kriminelle Aktivitäten entwickelt, so kann auch materieller Profit ein Grund sein, in einer Gang zu sein. Außerdem kann das teilhaben an Prestige ein Grund für die Mitgliedschaft sein.


Mord


Mord stellt die extremste Form von Gewalt dar, beziehungsweise ist ein Mord das Ergebnis von extremer Gewalt.

Gesetzlich unterscheidet man zwischen Mord und Fahrlässiger Tötung. Die Tötung einer anderen Person wird dann als Mord bezeichnet, wenn sie mit Vorsatz, mit Absicht geschieht. Eine Fahrlässige Tötung liegt dann vor, wenn der Tod einer Person das Ergebnis einer vorangegangenen Provokation ist, oder hervorgerufen wurde durch eine strafbare Fahrlässigkeit. Fahrlässige Tötung wird manchmal auch als Totschlag bezeichnet.

Im Jahr 1999 gab es in den USA 15 533 Morde (bezieht sich hier gesetzlich gesehen auf Morde und auf fahrlässige Tötungen). Diese Zahl entspricht einer Opferrate von 5,7 pro 100 000 Einwohner. IN Deutschland ist die Zahl im gleichen Jahr wesentlich niedriger. Sie liegt bei 1,2 pro 100 000 Einwohner.

Im Vergleich dazu noch einige internationale Daten, sie stammen allerdings aus dem Jahr 1997. Alle Zahlen beziehen sich jeweils auf 100 000 Einwohner: Schottland 1,8; Frankreich 1,7; Italien 1,6; Schweden 1,8; Spanien 2,6.

Es gibt gewisse Tendenzen, wo und unter welchen Umständen Morde (beinhaltet wieder Mord und fahrlässige Tötung) eher häufiger geschehen. Dazu gehört, dass in städtischer Umgebung mehr Morde geschehen als auf dem Land. Auch ein starkes Gefälle zwischen Arm und Reich geht mit der Tendenz einer höheren Mordrate einher. Außerdem ist auffällig, dass Männer sowohl als Täter, als auch als Opfer, deutlich überrepräsentiert sind. Statistisch gesehen machen Frauen weniger als 25% der Mordopfer aus.


Es gibt verschiedene Erklärungsansätze für den Grund, einen Mord zu begehen. Als erstes ist es wichtig zu unterscheiden zwischen der Tötung einer bekannten und einer fremden Person.

So kann es zum Beispiel zwischen zwei Bekannten zu einer heftigen Auseinandersetzung kommen. Ist zusätzlich Alkohol im Spiel, so könnte ein Streit im äußersten Fall zu Totschlag führen.

Bei einer unbekannten Person kann man sich vorstellen, dass eventuell eine andere kriminelle Handlung dem Mord vorangegangen ist. Dieser Ablauf, also erst eine kriminelle Handlung, dann ein Mord, machten 1996 in den USA 17% aller Morde/ fahrlässigen Tötungen aus.

Außerdem werden Morde häufig von Personen begangen, die bereits eine kriminelle Geschichte haben.

Lässt man psychische Störungen außer Acht, so sind andere mögliche (wahrscheinliche) Gründe für die Tötung eines anderen Menschen:

  • schlechte soziale Erfahrungen

  • Erleben von Gewalt in der Kindheit

  • niedriges Einkommen, schlechte Bildung

  • Verfügbarkeit von Schusswaffen (direkte Erleichterung)

All diese Faktoren üben besonderen Einfluss auf einen Täter aus, wenn er nur schlecht ausgebildete Fähigkeiten hat, mit negativen Erfahrungen, Vorurteilen und Gefühlen umzugehen.


Studie: Amokläufer


Zur Stabilität des „Amokläufer“-Syndroms“ ist eine kontentanalytische Vergleichsuntersuchung von Pressemitteilungen über deutsche Amokläufer der Dekaden 1980-1989 und 1991-2000.

Bei dieser Studie ist man folgendermaßen vorgegangen: Aus Pressearchiven wurden sämtliche Berichte heraus gesucht, die mit „Amok“ betitelt waren, und bei denen es entweder um homizidale oder homizidal-suizidale Gewalttaten ging. Homizid ist die Tötung einer anderen Person, Suizid ist eine Selbsttötung.

Anschließend wurden diese Fälle den Zeiträumen 1980 bis 1989 und 1991 bis 2000 zugeordnet und miteinander verglichen.

Es die direkt zu Anfang gesagt, dass sich die Amokläufe der beiden Dekaden nur in unwesentlichen Aspekten unterscheiden. In der ersten Dekade gab es 50 Fälle (mit 52 Toten und 107 Verletzten), in der zweiten Dekade waren es 54 Fälle (mit 70 Toten und 124 Verletzten). Tendenziell wurden in der zweiten Dekade öfter Schusswaffen eingesetzt und es waren erstmalig zwei Frauen für einen Amoklauf verantwortlich, alle anderen Amokläufe wurden ausschließlich von Männern verübt. Insgesamt reduzierte sich die Prävalenz (Häufigkeit) von Amokläufen von 1:5,5 Millionen auf 1:8,5 Millionen.

Auf Grund der geringen Prävalenz von Amokläufen, den unterschiedlichen Fallkonstellationen und den wenigen vorliegenden Daten ist es schwierig Faktoren zu finden, die auf Gemeinsamkeiten der Täter hinweisen. Dennoch gibt es einige Auffälligkeiten, die interessant sind:

Bei ca. 50% der Täter liegt eine psychische Erkrankung (Psychose, Warnerkrankung, Depression oder Persönlichkeitsstörung) vor.

Des Weiteren sind ca. 20% der Täter während ihres Amoklaufs intoxikiert, sie haben also mindestens ein Promille.

Ein weiterer Grund dafür, dass es so schwierig ist im Nachhinein aussagekräftige Informationen über Täter oder Tatmotive zu erhalten, ist, dass sich ca. ein Drittel aller Amokläufer nach der Tat suizidiert oder getötet wird.

In den Statistiken von Amokläufen machen Migranten 40% der Täter aus.

Auch wenn es , wie bereits erwähnt, schwierig ist, Eigenschaften zu finden, welche in diesem Kontext gefährlich sind, so wurden folgende Kombinationen von Eigenschaften hervorgehoben:

Passiv/ kontaktscheu/ zurückgezogen, in Verbindung mit Waffennarr, in Verbindung mit impulsiv/ unbeherrscht.

Ein weiterer interessanter Aspekt wurde im Vergleich beider Dekaden entdeckt. In den neunziger Jahren waren Amokläufe sowohl Auslöser, als auch Aufhänger für soziale Diskussionen wie den Leistungsdruck in der Schule und das Sielen von gewalthaltigen Video- und Computerspielen. In den achtziger Jahren dagegen drehten sich öffentliche Diskussionen um das Thema Perversion und Vorwürfe gegen das Gesundheitswesen.


Teil der Studie war auch eine Untersuchung des Zusammenhangs zwischen homizidalen und suizidalen Impulssteuerungsstörungen und einer verringerten Aktivität des Neurotransmitters Serotonin. Es konnte gefunden werden, dass das Abbauprodukt von Serotonin negativ korreliert mit einer höheren Ausprägung krankhafter Persönlichkeitseigenschaften. Es wurden jedoch nur wenige Untersuchungen dazu durchgeführt, sodass dieser Aspekt hier nicht näher beschrieben werden soll.


Insgesamt wurden also bei dieser Vergleichsuntersuchung keine wesentlichen Aspekte zur Unterscheidung der Dekaden 1980 bis 1989 und 1991 bis 2000 gefunden. Dies liegt erstens daran, dass es nicht viele empirische Daten gibt, auf Grund der niedrigen Prävalenz von Amokläufen. Zweitens ist es schwierig diese stark voneinander abweichenden Fallkonstellationen im Nachhinein wahrheitsgetreu zu rekonstruieren, da sich ca. ein Drittel aller Täter selbst tötet oder getötet wird. Somit bleiben Amokläufe extrem seltene und sehr gefährliche Straftaten, die kaum verstanden und verallgemeinert werden können. Es ist schlichtweg nicht möglich einen typischen Täter zu beschreiben, oder typische Auslösefaktoren zu identifizieren.






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